Volltext: Die Auswertung der inneren Linie im Dreifrontenkrieg Mai - Juli 1915 (Ergänzungsheft 6 1933)

Das Rückgrat der Dauerfront im Osten 
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lung gedient. Die von Westen und Süden einströmende Maximalzugs¬ 
zahl2) konnte bis zur Linie Jaroslau—Lemberg—Stanislau geführt, aber 
nur in beschränktem Maße nord- und ostwärts weitergeleitet werden. 
Mit Ausnahme der zweigeleisigen Strecken Lemberg—Krasne—Zloczow 
und der Abzweigung Krasne—Brody waren alle Auszweigungen zur 
russischen Grenze (Flügel nach Szczerzec, Sanschleife nach Rozwadów 
und Nadbrzezie, Linien nach Bel±ec, Sokal, Stojanów und noch viel mehr 
die Flügel an die galizische Ostgrenze) minderwertig gewesen. 
b) Das russische Friedensnetz. 
Das großzügig ausgestaltete russische strategische Bahnnetz reichte, 
aus dem weiten Halbkreis Odessa—Kiew—Petersburg gegenüber der 
österreichischen Grenze konzentrisch zusammenlaufend, mit seiner haupt¬ 
sächlichsten Transportkraft nur bis in die Linie Iwangorod—Lublin— 
Kowel—Rowno—Proskurow3). Weiter vorwärts gab es nur wenige und 
zum Teil unbedeutende Linien, da das Zarenreich die Verbindungen 
zur und über die Grenze planmäßig vernachlässigt hatte. So war es 
gekommen, daß die österreichischen Staatsbahnen an 19 Stellen die 
Russengrenze erreichten, aber nur viermal an russische Bahnen ange¬ 
schlossen waren. Bei Szczakowa, Granica, 450 km östlich davon bei Brody, 
Radzywilów und an der Ostgrenze bei Podwoloczyska und Nowosielica. 
Der 450 km lange und bis 100 km breite Streifen nördlich der Weichsel- 
Sangrenze und ostwärts bis Brody war fast ohne Brücken und Straßen; 
er war zu Kriegsbeginn völlig bahnlos gewesen. 
c) Feldzugs er eigniss e und Bahnlage. 
Durch die ostwärts gerichtete Offensive im Mai 1915 gewannen die 
Verbündeten die Sanlinie (20. Mai), zugleich löste sich die Erstarrung 
der Karpathenfront, deren Heereskörper drängten an den Dnjestr vor. 
Den Truppen unmittelbar folgend, wurde mit ganzer Kraft die Instand¬ 
setzung der vorwärts führenden Strecken begonnen. 
Die Fortführung des Stoßes auf Lemberg (5. Juni) gewann den 
Bahnknotenpunkt (22. Juni), in dem 9 Linien mit insgesamt 11 Schienen¬ 
strängen zusammenliefen. Der Zustand, in dem die Galizien freigebenden 
Russen das k. k. Staatsbahnnetz den Siegern überließen, zeugt für die 
Erbitterung, mit der sich zu jener Zeit die Großmächte bekämpften, 
und für die neugewonnenen Erfahrungen über die militärische Bedeutung 
der Vollbahnen. 
2) Vgl. Beilage 3 zum I. Band von „Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914—1918". 
3) Vgl. Ratzenhof er : „Österreich-Ungarns und Rußlands Aufmarschkraft" in 
„Berliner Monatshefte", Mai-Heft 1928, S. 441.
	        
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