Volltext: Jahresbericht der K. K. Allgemeinen Staats-Handwerkerschule in Linz 1898/99 (1898/99)

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3. Bathschläge bezüglich der Wahl des Bewerbes der 
Die Wahl des zukünftigen Gewerbes der Schüler soll getroffen werden 
in erster Linie mit Rücksicht auf die geistigen und körperlichen Anlagen des 
Schülers, in zsveiter Linie mit Rücksicht auf die sehr häufig durch äußere 
Einflüsse entstandene Vorliebe zu einem bestimmten Gewerbe. Das Handwerk 
erfordert mehr als andere Berufsgattungen einen gesunden, kräftigen Körper 
und eben so viel geistige Fähigkeiten, wenn der Lebenslauf des Knaben über 
das Niveau des gewöhnlichen Arbeiters aufsteigen soll. Es ist eine ganz irrige 
Ansicht, zu glauben, dass ein Knabe, der für andere Berufsgattungen als geistig 
zu schwach veranlagt sich erweist, für das Handwerk tauge und bei diesem 
Aussicht habe, besondere Erfolge zu erringen. Bei gleichen geistigen Fähigkeiten 
werden nur sehr kräftige Knaben zu den Metallgewerben tauglich sein, schwächere 
hingegen sich dem Baufache oder den holzverarbeitenden Gewerben und bei 
Anlage zu zeichnenden Fächern am ehesten dem Kunstgewerbe zuwenden 
müssen. Das Baugewerbe und Kunstgewerbe bieten derzeit noch die verhältnis 
mäßig günstigsten Aussichten für die Zukunft des Knaben, weil in diesen eine 
tüchtige theoretische Vorbildung noch eine größere Verwertung finden kann 
als in den ersteren, insbesondere in der Schlosserei. Zudem ist der Andrang 
in diesen Gewerben weitaus nicht so groß als in der Schlosserei und dem 
Mechanikergewerbe. In dem letzteren ist es heute ohne bedeutende Kosten 
fast unmöglich, einen Lehrling unterzubringen, und ist ein Erfolg für die Zukunft 
des Knaben nur dann zu erwarten, wenn derselbe noch eine weitere Ausbildung 
an einer Fachschule genießen kann, oder wenn die Eltern Verbindungen in 
Wien haben, und der Knabe die Lehrzeit dort absolvieren kann. Im Bau 
gewerbe erhält der Lehrling sofort bei seinem Eintritte einen Tageslohn von 
60—80 kr., auf dem Lande volle Verpflegung und eine kleine Entlohnung, 
und kann bei entsprechendem Fleiße in der Schule auch im Winter Verwendung 
in einer Kanzlei finden oder den Winter zur weiteren Ausbildung benützen. 
Knaben, welche sich der Maschinschlosserei zuwenden, werden in den meisten 
Fällen besser thun, ihre Lehrzeit in einer Bauschlosserei oder in einer Reparatur 
werkstätte einer Fabrik zu absolvieren, als direct in eine Maschinenfabrik als 
Lehrling einzutreten, wo sie häufig nur zu einer einseitigen Arbeitsleistung 
herangezogen werden. Schüler, welche sich dem Kunstgewerbe zuwenden, 
haben besonders, wenn sie ihre Lehrzeit in Linz zubringen, Gelegenheit, an 
der Fortbildungsschule durch mehrjährigen Besuch sich im Zeichnen weiter 
auszubilden und dadurch auf jene Leistungsfähigkeit in ihrem Gewerbe zu 
kommen, welche denselben eine gesicherte Zukunft verbürgt.
	        
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