Volltext: Hausbaustudien in einer Kleinstadt

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Wir sind auf Kolonistenboden, auf dem slavische Flurname» mit 
deutschen Ortsnamen wechseln. Aus allen slavisierendm Umge¬ 
staltungen des Namens Braunau läßt sich eiu slavischer Flur¬ 
name nicht herausdeuten. Für den Ortsnamen aber spricht von 
vornherein die Wahrscheinlichkeit des deutschen Ursprungs. 
Wenn wir als Pateu vou Arnan, Arnsdorf n. ähnlichen einen 
Arno, als den von Trantenan einen Trant n. s. w. annehmen 
müssen, so läge es sehr nahe, einen Bruno, Braun für den er¬ 
sten Erbrichter, beziehungsweise Begründer von Braunau zu halten. 
Rur stört die Analogie des nahen „Schönau" diese Vermutung, 
indem sie auf die Spur einer zweiten Art von Namengebung im 
Kolonisationsgebiete führt. Die Kolonisation drang aber von Osten 
her, aus der Grafschaft Glatz, zu der unser Gebiet vor der Schen¬ 
kung des Westteiles an das Benediktinerkloster Brewnow zur Gänze 
gehörte, ein. Dort im Ostteile war aber schon vorher ein Dors 
angelegt worden, dem der Unternehmer oder „Lokator" den über¬ 
aus häufig wiederkehrenden Namen „Schönau" beigelegt hatte. 
Das nächste, gegen Westen hin angelegte führte den noch poeti¬ 
scheren Namen „Rosental". Diese schönen Namen sprechen aber 
weniger für einen poetischen als vielmehr für einen sehr praktischen 
Sinn jener Unternehmer, denen natürlich daran gelegen sein mußte, 
für die auf eigene Rechnung und Gefahr übernommenen und von 
ihnen in Ackerbaulose aufgeteilten Gründe die nötigen Abnehmer, 
beziehte. Ansiedler heranzulocken, was besonders dann angezeigt 
schien, wenn es sich um die ersten Unternehmungen in einer als 
Kolonisationsgrund noch unbekannten, wilden Gegend handelte. 
War nun aber der Ostteil des „Braunauer Ländchens" durch 
eine ältere Kolonisation als der „s ch ö n e" in Anspruch genommen, 
so kennzeichnete sich und kennzeichnet sich bis heute der Westteil in 
ausfälligster Weife durch die Bodenfarbe als der „braune". Diese 
jedem Fremden in die Augen stechende Farbe rührt von der Zer¬ 
setzung des „roten Totliegenden" her, welches vom Steinetale bis 
an das Sandsteingebirge reichend den Ackergrund bildet, welcher 
von dem grauen Porphyrboden der Osthälfte des Ländchens 
grell absticht. War die Hauptansiedlung auf dem Porphyrboden 
„Schönau" benannt, so konnte sich den auf den rotbraunen Lehm¬ 
boden vordringenden Kolonisten der Name „Brannan" wie von selbst
	        
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