Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Zu den beliebtesten Stücken zählte Prothkes „Bartholomä- 
markt’4 und Vierthalers „Bauer aus dem Gebirge“.1) Sie be¬ 
gegnen uns immer wieder. 
Ab und zu reisten Linzer Theaterfreunde auch auf das Land 
und arrangierten dort Wohltätigkeits-Vorstellungen. Letzteres gehörte 
damals ebenso zum guten Tone wie heute. 
In Neufelden überraschte sogar einmal der Landeschef selbst 
eine derartige Aufführung mit seinem Besuche. 
Von literarhistorischem Interesse ist es zu hören, daß in 
Walding am Jahrestage der Einführung des Armeninstitutes (1785) 
der Kapuziner P. Blumauer die Festpredigt gehalten und dabei 
als „ein würdiger Bruder unseres berühmten Dichters durch eine 
sehr bündige Rede den Abgang in einen namhaften Uberschuß 
travestiert“ habe. 
Diese im ganzen Land entfaltete rege Schauspieltätigkeit 
veranlaßte die „Linzer Zeitung“ zu folgendem Resumé: 
Wie außerordentlich werkthätig die Menschenliebe in den Einwohnern 
des Landes ob der Ens ist, ihre gedrückten Nebenbürger zu unterstützen und 
ihr Elend zu linderen, haben wir schon durch so mancherley Thatsachen in 
unseren Blättern unsern Zeitgenossenen gemeldet und den Nachkömmlingen 
darinnen aufbewahret. Wir würden also vielfältig fählen, wenn wir nicht den 
Yortheil zusammen faßten, welchen die edlen Menschenfreunde dieses Landes 
durch ihre neu entdeckte Haupthilfsquelle den Armeninstitut verschaften. Erstens 
fählten wir gegen die Geschichte der Schaubühne, da es eine neue 
Epoche für selbe ist, als Mittel zur Unterstützung der verunglückten Bürger 
benutzt zu werden. Zweytens gegen jene hartnäkiche Dumköpfe, die den edlen 
Schauspielern aus Liebe des Nächsten hie und da ihr Geschäft noch so sehr 
erschweren, indem sie es aus Unwissenheit für eben so anstössig als unbeträchtlich 
verschreien, weßwegen wir ihnen nur letzteres öffentlich durch Thatsachen wider¬ 
legen wollen, da ersteres in unseren aufgeklärten Tagen keiner Rüge mehr werth ist. 
Drittens aber würden wir gegen die Dankbarkeit fehlen, die wir als 
Menschen, als Brüder, als Bürger einer Welt sowohl den edlen Schauspielern 
als ihren großmüthigen Besuchern schuldig zu seyn glauben; indem alle Bürger 
des Landes an der Ehre, die diese Handlungen ausspendet, Antheil nehmen. 
Gesamteinnahme bis 8. Sept. 1786: 4214 fl. 28 kr. 
Da nach dem Sprichworte Hans nimmermehr lernt, was Hänschen 
nicht gelernt, so hatte man auch die liebe Jugend für die Armut 
mobil gemacht. Nicht selten berichten die Zeitungen von derlei 
Kinderaufführungen.^) Aber nicht bloß für die Ortsarmen spielten 
*) Vielleicht ist auch an Heufelds gleichnamiges Stück zu denken, das 
nichts anderes als der ilrlequin sauvage und ein Versuch war, den Hanswurst 
zu verfeinern. 
i) In Gleink brachten beispielsweise die Kinder der dortigen Trivial¬ 
schule im Mai 1786 die „Kleine Ährenleserin“ von G,%r. F. Weiße zur
	        
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