Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

108 
Vom 26. bis zum 28. Juni hauste das Hochwasser so arg, daß 
Lasser um Überlassung des Redoutensaales*) vorstellig werden mußte. 
Er erhielt ihn auch, aber die Übersiedlung brachte eine bedeutende 
Störung des Geschäftes mit sich. Am 30. Juni ging Pioivani fort. 
Am 4. Juli sollte in der Oper „Die Bergknappen“ ein Diver¬ 
tissement getanzt werden, der dafür engagierte Gast war aber 
inzwischen abgereist. 
Derlei Vorfälle wie die angeführten mußten den Ruf der Bühne 
schädigen und das Publikum in seiner Teilnahmslosigkeit gegenüber 
künstlerischen Bestrebungen bestärken. 
Es konnte daher selbst eine Aichinger, die Lasser für ein 
Gastspiel (vom 16. bis 27. Juli) gewonnen hatte, keine rechte Zug¬ 
kraft mehr ausüben. Die gefeierte Wiener Hofschauspielerin gefiel 
zwar wie immer, besonders als Maria Stuart, aber nach ihrer Ab¬ 
reise war das Theater wieder leer wie zuvor.2) 
Nun dankte auch Pra7iclt ab und Lasser führte allein die 
Direktion. Die besten Kräfte waren fort und so konnten gewisse 
Zugstücke zum Schaden der Kasse nicht mehr gegeben werden. Da 
berief Lasser den im besten Andenken stehenden Porchers, auch 
Betge, und tat sonst was in seinen Kräften stand. 
Allein ein Großteil des Adels kündigte ihm für das Jahr 1787 
die Logenabonnements und so stand der Direktor vor dem Zusammen¬ 
bruche. Man sprach davon, daß ein anderer an Lassers Stelle kommen 
wollte, aber das Schicksal aller bisherigen Direktionen stehender Truppen 
in Linz konnte doch kaum einladend erscheinen. 
Die materiellen Verhältnisse änderten sich auch dann nicht, 
als Porchers die artistische Leitung übernahm. Eine ganz merkliche 
Konkurrenz machte das Haustheater, welches Graf Rosenberg für 
die Kavaliere der Stadt in seinem Palais errichtet hatte. Meist 
fielen die Aufführungen zeitlich zusammen und dann hatte Lasser 
das Nachsehen. 
Über die tieferen Gründe des schwachen Besuches des Theaters 
will ich später einiges sagen. 
Lasser bekam es satt, von seinem Gelde fleißig zuzusetzen, und 
an seine Stelle trat nach Ostern des Jahres 1788 Joh. Apelt, der die 
Bühne zwei Jahre leitete. 
Unter seiner Direktion waren u. a. engagiert: das Ehepaar 
König, Katharina Pollenau und Franz Homscheid. 
*) Gewöhnlich, auch im Gothaer Theaterkalender, als Reitschule bezeichnet. 
2) Nach dem Zeugnisse des Rezensenten einer Dilettantenvorstellung vom 
24. Juli 1786 in der „Linzer Zeitung“.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.