Volltext: Die Wappen der Äbte des Prämonstratenser-Stiftes Schlägl

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Der Sage nach war dem Ahnherrn dieser Familie einst ein kostbarer Jagd¬ 
falke entflohen, welchen er nach langem Suchen auf einem hohen Felsen sitzend 
wieder fand. Der Ort, wo ihm dieses Glück wiederfuhr, am linken Ufer des Banna- 
baches gelegen, gefiel dem Jägersmänne so gut, dass er beschloss, sich hier eine 
Burg zu bauen und seinen Sitz daselbst aufzuschlagen. Als der Bau vollendet war, 
nannte er die Burg, auf die Veranlassung Bezug nehmend, „Falkenstein". Yon diesem 
mächtigen Baue sind derzeit noch ansehnliche Beste zu sehen. Bingmauern, Eck- 
thürme, ein großer Wartthurm u. s. w. haben sich noch erhalten und geben Zeugnis 
von der großartigen Anlage des alten Falkensteins.2) 
Auch das Wappenbild dieses alten Adelsgeschlechtes 
soll dieser Geschichte seine Entstehung verdanken. Die 
Falkensteine führten, seitdem sie diesen Namen trugen, 
einen Falken mit ausgebreiteten Flügeln auf Steinen 
sitzend in ihrem Siegel. An einer Urkunde vom Jahre 
1269 (Stiftsarchiv zu Schlägl) erscheint das Siegel Oal- 
hohus de Valchenstein, eines Enkels des Stifters von 
Schlägl. 
Die Legende lautet: 
+ S - OALH . DE . VALCHESTEINY3) 
Die Falkensteine, ein ziemlich fehdelustiges Geschlecht, 
verarmten allmählich und waren 1412 ausgestorben. 
Der erste urkundlich nachweisbare Falkensteiner ist Calochus (Cadelhohus) 
de Valchenstain (1173), und dessen Sohn, Calhoch II.,4) ist der Stifter unseres 
Klosters. Wie alle derartigen Gründungen in alter Zeit ist auch diese von der Sage 
umsponnen und in ein farbenreiches Märchenbild verwandelt worden. 
Nach ihrer Erzählung soll Bitter Falkenstein einst in Verfolgung des flüchtigen 
Wildes sich im Walde verirrt haben und all sein Bemühen, den Weg zu den Seinen 
aufzufinden, vergeblich gewesen sein. In dieser seiner Noth machte er das Gelübde, 
an Ort und Stelle eine Kirche und ein Kloster zu bauen, wenn er glücklich wieder 
nach seinem Schlosse Falkenstein zurückkehren würde. Die Nacht brach herein und 
es blieb ihm nichts anderes übrig, als im wilden Forste seine Schlafstätte aufzu¬ 
schlagen. Er bereitete sich ein Lager, so gut es eben gieng, und benützte einen von 
Holzschlägern vergessenen Schlägel als Kopfkissen. Als er eingeschlafen, erschien 
ihm im Traume die heil. Mutter Maria mit dem Jesukinde auf dem Arme 
und versprach, in Ansehung seines Gelübdes ihm in seiner Noth beizustehen. 
Am nächsten Morgen traf Calhochus die nach ihm ausgesandten Knechte, mit wel¬ 
chen er nun zu seiner Gemahlin Elisabeth zurückkehrte. Er ließ sofort einen Theil 
des Waldes ausroden und begann den Bau, so wie er es gelobt hatte. 
Siegel Calhohus HL, 
f 1269. 
2) L. Edlbacher, Landeskunde von Ober¬ 
österreich, 1883. 
3) Dieses und so manches andere Siegel 
verdanken wir den Bemühungen des Herrn 
Stiftsbibliothekars Gottfried Vielhaber in 
Schlägl, welcher so liebenswürdig war, nach 
eingeholter Erlaubnis von Seite des Herrn 
Prälaten Skizzen einer Anzahl von Siegeln an¬ 
fertigen zu lassen. 
4) Calhoch, auch Chalhoh, Chalchoch, 
Caliogus geschrieben.
	        
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