Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

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vollwirksamen Zentralstelle für Heimatkunde und Heimatschutz im Herzen 
des Landes, wie hätte es sich gestalten können zum tiefgründige:: Acker 
land für die volle Erfüllung einer lichtvollen Sendung als Leitstern erster 
Größe in der Kulturgeschichte seiner Heimat. Er wurde nicht erkannt. 
Was hat der Mann für Referenzen, was hat er schon geleistet? 
Doktor-Diplom und Dialektdichterl 
„Nun ja, recht schön, auch ein liebenswürdiger Gesellschafter — 
aber kein Staatsexamen, soll kein Sitzfleisch haben, und wir brauchen 
einen fleißigen Beamten; auch unsere finanziellen Verhältnisse miserabel, 
die Unterhandlungen mit der Landesvertretung spießig." — 
Einige Tage nach seinem Hingange schrieb auch einer in einem 
Wiener Blatte vom 13. Mai 1918: „Wer ist denn dieser Herr Matosch 
gewesen, daß ihm die Gemeinde Wien auf Knall und Fall ein Ehrengrab 
widmet? Wie verlautet: Bibliothekar — Achtung, und Dialektdichter — 
Respekt; aber nur wer als Nummero Eins durch das Leben ging, den: 
gebührt ein erster Platz im Tode." 
Als Erwiderung verwies ebendort Dr. Franz Freiherr v. Haymerle 
kurz auf das Gedicht „Am Abend" mit dem Bemerken, daß man dasselbe 
in seiner Art getrost dein Goetheschen „Ueber allen Wipfeln ist Ruh'" an 
die Seite stellen kann. 
Dieses dreistrophige Dialektgedicht war bereits in den Gedenkblättern 
1867—80 des oberösterreichischen akademischen Vereines „Germania" in 
Wien, genannt „Unsere Mutter Germania", enthalten und ebendort u. a. 
auch das großherrliche schriftdeutsche „Deutscher Mai 1871" (verewigt 
dann, weil eingeätzt in die künstlerisch ornamentierte Eisenplatte, gewidmet 
zur Feier des 80. Geburtstages Bismarcks aus dem Herzen des Landes); 
zu der Zeit auch eine deutsche Tat, wo „deutsch fühlen" schon als halber 
Hochverrat verfolgt wurde, selbst im deutschen Oberösterreich. 
Das waren schon Aeußerungen des Seelenvermögens eines führen 
den Geistes, wie er auch aufgeflammt war in seiner Museal-Vorlesung 
über „Goethes Glaubensbekenntnis", Linz, Sonntag den 14. Februar 1875, 
im Manuskripte vorliegend. 
Sin anderer führender Geist hatte ihn als solchen erkannt, Univer 
sitäts-Professor Hofrat Dr. Robert Zimmermann beim Doktor-Examen in 
seiner Dissertationsschrift über Kantsche Philosophie, daher dieselbe auch in 
Druck gelegt und einverleibt wurde dem Archiv der Fakultät und er von 
seinen Professoren aufgefordert, sich zu habilitieren als Privatdozent an 
der Wiener Fakultät. Er arbeitete auch an seiner Habilitationsschrift, 
unterlag jedoch bei seiner Kompetenz um eine Amanuettsisstelle an der 
Universitäts-Bibliothek wiederholt, und so unterblieb, angesichts seiner 
Mittellosigkeit im Bunde mit seinem Herzensdrange nach der Heimat, dieser 
Aufstieg in seinem Leben. 
Ja, wäre diese selbst mit einer Hochschule als geistigem Zentrum 
beglückt gewesen, gleich so vielen deutschen Kleinstaaten! Aber so, als 
Glied einer Großmacht, ging immer von jeher Gut und Blut auf für 
andere Zwecke, und herzlick) froh, mit derartigen Ansprüchen nicht bedrängt 
zu werden bei dem Uebermaße der Anforderungen der Slaven für ihre 
Kultur, überließ sie, die Großmacht, gern das Land im übrigen seine:: 
Parteikämpfen, gar damals im Zeichen des „Eisernen Ringes" der Polen,
	        
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