Volltext: 39. Folge (39. 1938)

Nun orseheint,von nicht endenwollondem Jubel-empfangen - das Publi¬ 
kum erhebt sich von den Sitzen - Vladimir Jabotinsky. 
Jabotinsky stellt einleitend fest,daß man den Teilungsplan schon 
heute ruhig als nicht mehr aktuell betrachten kann.Gegenwärtig befindet sich 
das Judentum in einer schweren inneren und äusseren Krise,da es durch die ab¬ 
solute Undurchführbarkeit des leichtsinnigsten aller Pläne,des Teilungsplanes 
in eine Sackgasse geraten ist.Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines an¬ 
deren Planes,der aber im Gegensatz zu dem Phantomen nachjagenden Teilungsplan 
auf vollkommen realer Basis beruhen muss.Wir i"..den müssen ein ganzes Palästi¬ 
na zu beiden Seiten des Jordan verlangen,das ein genügend großes Siedlungsge¬ 
biet darstellt,um die jüdische Not in der Gallith zu beheben.Die Notwendigkeit 
eines konstruktiven Planes des Exodus war nie so gross wie im gegenwärtigen 
Moment.Jabotinsky verkündete,daß anläßlich des Konvents in Prag,die augen¬ 
blickliche Verzweiflung des jüdischen Volkes durch Verkündung des z Zehn 
J ahresplans einer neuen Aera fester Zuversicht weichen wird.Der 
Träger dieses neuen jüdischen Kampfes sollte aber nicht eine oder die andere 
zionistische Partei sein,sondern dieser politische Aspekt sollte alle Juden 
ohne ^ Unterschied zu einer festen und Willensstärken Einheit zusammenschmelzen 
die ihren legitimen Ausdruck durch eine auf demokratischer Weise gewählten 
NATIONALVERSAMMLUNG- finden soll. 
Jabotinsky befasste sich sodann im ersten Teil seines Vortrages mit 
dem Teilungsplan und führte aus,daß es besser für uns Juden sei,je eher die¬ 
ser Plan von dar Oberfläche verschwindet.Dieser Plan wirke Angesichts der 
Tatsache,daß es immer klarer wird,daß man in absehbarer Zeit sehr viele Mil¬ 
lionen Juden 7ärd transferieren müssen um sie vom sicheren Untergang zu ret¬ 
ten,geradezu aufreizend.Dieser Plan,der Millionen jüdischer Volksgenossen 
mit einer nicht mehr zu überbietenden Leichtfertigkeit dem Verderben preis¬ 
gibt,kann als Totschlag aller zio.nisfcisehen Hoffnungen bezeichnet werden.Ja¬ 
botinsky erörtert dann das. lächerliche Ausmaß von. 4. ooo km ^ Siedlungsgebiet. 
Heute leben bereits auf diesem Zwerggebiet 64o„ooo Seelen^was bereits 14o 
Personen auf einem km ^ bedeutet.Wenn man dagegen bedenkt,daß bspl.weise 
Frankreich 76 Personen und das hochindustrialisierte Deutschland 14o Perso¬ 
nen Bevölkerungsdichte zählt,so kann man vielleicht verstehen,was diese Zif¬ 
fer für Palästina bedeutet,das nicht im Entferntesten die Möglichkeiten der 
europäischen Länder besitzt. 
Jabotinsky verurteilte dann auf das allerschärfste die zwischen Dr* 
Chaim Weizmann und dem englischen Kolonieminister Ormbsy Gore,welche zwei Her¬ 
ren wahrscheinlich die einzigen zwei M Freunde V des Teilungsplanes sein wer¬ 
den, vorgesehene Transferierung von lo.ooo arabischen Familien aus dem Juden¬ 
staat um einer neuen,wenn auch bescheidenen Einwanderung Platz zu machen.Ja¬ 
botinsky findet es unfassbar,daß Juden,Zioniston,eine solche Möglichkeit über¬ 
haupt ins Auge fassen können,die das Todesurteil für jeden humanitären Zionis- 
mus bedeutet.Er zitiert Max Nordau und das Basler Programm,das ausdrücklich 
vorsieht,daß jede Minderheit auf dem Territorium Palästina die vollen Rechte 
genießen wird.Schließlich v/endet er sich gegen die seitens der alt-zionisti¬ 
schen Politiker gerne ins Treffen geführte Illusion dos ersten Schrittes.Pa¬ 
lästina ist nicht Piemont,denn in den umgrenzenden Gebieten von Piemont leb¬ 
ton lauter Italiener,in den umgrenzenden Teilen Palästinas aber leben Araber 
und daher ist dieser so gerne gorähltc Vergleich so ein Nonsens wie der ganze 
-Plan an und für sich.Mit absoluter Sicherheit - ohne jode Ueberhoblichkeit - 
betonte Jabotinsky,daß aus diesem Teilungsplan - so wie er es seit 6 Monaten 
voraussagte — nicht werden wird — nichts - gar nichts. 
Jabo&insky befasste sich dann in längeren Ausführungen mit der eng¬ 
lischen Politik,die er als eine Politik der Versuche und Irrtümer bezeichnet, 
wie viele Weissbücher,wie viele palästinensische Parlamente gab es nicht be¬ 
reits auf dem Paper trotz festester Entschlüsse,aber niemals kam es wirklich 
dazu.
	        
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