Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Hegel und Hölderlin. Uebersiedlung nach Frankfurt. 37 
— war wohl das Ziel, welches die eleusinischen Weihen mystisch und 
symbolisch darstellten. 
Noch in Tschugg hat Hegel zur Feier des All-Einen und des 
Freundes eine Art Weihegesang gedichtet und „Eleusis an Hölderlin" 
genannt. Der Hymnus ist dem Briefe gefolgt und setzt denselben voraus. 
2. Eleusis. 
Gleich die ersten Worte bringen das Weihegefühl zum Ausdruck, 
welches die nächtliche Einsamkeit geweckt hat. Die Stimmung ist der 
des Faust nach seinem Osterspaziergange vergleichbar: „Verlassen hab' 
ich Feld und Auen, die eine tiefe Nacht bedeckt". 
Um mich, in mir wohnt Ruhe. Der geschäft'gen Menschen 
Nie müde Sorge schläft. Sie geben Freiheit 
Und Muße mir. Dank dir, du, meine 
Befreierin, o Nacht! — Mit weißem Nebelflor 
Umzieht der Mond die ungewissen Grenzen 
Der fernen Hügel. Freundlich blickt der helle Streif 
Des Sees herüber. 
Er mahnt den Freund, des alten Bundes Treue festzuhalten: 
Des Bundes, den kein Eid besiegelte, 
Der freien Wahrheit nur zu leben, 
Frieden mit der Satzung, 
Die Meinung und Empfindung regelt, nie, 
nie einzugehen! 
Diese Worte enthalten in kürzester Fassung die Tendenz seiner 
kurz vorher ausgeführten „Kritik des Begriffs der positiven Religion". 
Was er dem Freunde verkündet, ist mysterium magnum: er soll 
vernehmen, was es heißt, sich der Gottheit nähern, sie erreichen, in 
ihr verschwinden: 
Mein Aug' erhebt sich zu des ew'gen Himmels Wölbung 
Zu dir, o glänzendes Gestirn der Nacht! 
Und aller Wünsche, aller Hoffnungen 
Vergessen strömt aus deiner Ewigkeit herab. 
Der Sinn verliert sich in dem Anschau'n, 
Was mein ich nannte, schwindet. 
Ich gebe mich dem Unermeßlichen dahin, 
Ich bin in ihm, bin Alles, bin nur es. 
Dem wiederkehrenden Gedanken fremdet, 
Ihm graut vor dem Unendlichen, und staunend faßt 
Er dieses Anschaun's Tiefe nicht. 
Was aber Sinne und Reflexion zu fassen außer Stande sind, 
das vermag die Phantasie in Bildern, Sinnbildern, bedeutungsvollen
	        
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