Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Die Quantität. 
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Wird die continuirliche Größe als eine zusammengesetzte be 
trachtet, welche aus den discreten Elementen als ihren einfachen 
Theilen besteht, so ist es um die unendliche Theilbarkeit der Quantität 
des Raumes, der Zeit, der Materie u. s. f. geschehen. Die beiden Mo 
mente der Quantität, Continuität und Discretion, werden einander ent 
gegengesetzt, auf unversöhnliche Art getrennt, und der Begriff der Quantität 
geräth in eine grundlose Antinomie. So verhält es sich mit der zweiten 
kantischen Antinomie, welche in ihrer Thesis die Nothwendigkeit 
der einfachen Substanzen darthut, weil ohne sie die zusammengesetzten 
Substanzen, welche in Wahrheit existiren, nicht denkbar seien, in ihrer 
Antithesis dagegen die Unmöglichkeit einfacher Substanzen beweist, 
weil sie in einfachen Räumen existiren müßten, die als solche unmög 
lich sind. Hegel hat die Beweisführung der Antithesis ein Nest fehler 
hafter Bestimmungen genannt, weil das Zubeweisende innner voraus 
gesetzt werde. „Die ganze Antinomie reducirt sich also auf die 
Trennung und directe Behauptung der beiden Momente der Quantität 
und zwar derselben als schlechthin getrennter. Nach der bloßen Dis 
cretion genommen, sind die Substanz, Materie, Raum, Zeit u. s. f. 
schlechthin getheilt, das Eins ist ihr Princip. Nach der Continuität 
ist dieses Eins nur ein aufgehobenes; das Theilen bleibt Theilbarkeit, 
es bleibt die Möglichkeit zu theilen als Möglichkeit, ohne wirklich 
auf das Atome zu kommen." 
Indessen ist die Discretion nicht bloß als ein aufgehobenes Moment 
potentiell oder ideell in der Quantität enthalten, wie der Punkt in 
der Linie, sondern auch als ein charakteristisches Moment, welches die 
Quantität bestimmt und begrenzt, wie der Punkt die Linie. Sonst 
würde die Quantität vermöge ihrer Continuität ins Endlose fortfließen. 
Die wirkliche Vereinigung der Continuität und Discretion ist die be 
grenzte oder bestimmte Quantität, d. h. das Quantum, welches sich 
zur reinen und unbestimmten Quantität verhält, wie das Dasein zum 
reinen und unbestimmten Sein. 
II. Das Quantum. 
I. Anzahl und Einheit. Zahl und Zählen. 
Die Discretion ist im Quantum enthalten als bestimmte Vielheit 
von Eins oder als Anzahl, die Continuität als die bestimmte Der- 
i Ebendas. Bd. III. S. 208-218. (S. 217 slgd.)
	        
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