Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Der Gegenstand und die Methode der Logik. 489 
neuern Philosophie, nämlich den Standpunkt Descartes' mit seinem 
cogito, ergo sum, Deus cogitatur, ergo est u. s. f. Nicht alle Sätze 
sind Schlüsse, in denen das Wort ergo vorkommt! Die angeführten 
Sätze sind und wollen unmittelbare Gewißheiten, Ausdrucksweisen des 
unmittelbaren Wissens sein? 
Der Unterschied aber zwischen Descartes und Jacobi besteht darin, 
daß das cartesianische Denken methodisch ist und fortschreitet, wogegen 
das unmittelbare Wissen Jacobis allen methodischen Charakter entbehrt 
und ausschließt. „Dieser Standpunkt verwirft diese Methode und 
damit, weil er keine andere kennt, alle Methoden für das Wissen von 
dem, was seinem Gehalte nach unendlich ist; er überläßt sich darum 
der wilden Willkür der Einbildungen und Versicherungen, einem 
Moralitäts-Eigendünkel und Hochmuth des Empfindens oder einem 
maßlosen Gutdünken und Räsonnement, welches sich am stärksten gegen 
Philosophie und Philosopheme erklärt. Die Philosophie gestattet näm 
lich nicht ein bloßes Versichern, noch Einbilden, noch beliebiges Hin- 
und Herdenken des Räsonnements." 2 
Unmittelbares Wissen und logisches Denken sind keine Gegensätze, 
sondern gehen in einander über und aus einander hervor. „Es ist 
hiermit als sactisch falsch aufgezeigt worden, daß es ein unmittelbares 
Wissen gebe, ein Wissen, welches ohne Vermittlung, es sei mit anderen 
oder in ihm selbst, mit sich sei. Gleichfalls ist es für factische Un 
wahrheit erklärt worden, daß das Denken nur an durch anderes 
vermittelten Bestimmungen —wirklichen und bedingten — fortgehe, 
und daß sich nicht ebenso in der Vermittlung diese Vermittlung selbst 
aufhebe. Von dem Factum aber solchen Erkennens, das weder in 
einseitiger Unmittelbarkeit, noch in einseitiger Vermittlung fortgeht, 
ist die Logik selbst und die ganze Philosophie ein Beispiel." 2 
II. Die Methode. 
1. Die Kategorien. Die Denkbestimmungen und die Denkthätigkeit. 
Dieselbe Methode, welche die Phänomenologie befolgt hat, gilt 
auch für die Logik: dort handelt es sich um die Gestalten und Stufen 
1 Wie Hotho in seiner Dissertation über die cartesische Philosophie (1826), 
welche Hegel citirt, nachgewiesen habe. Ebendas. S. 144. Anmerk. — 2 Ebendas. 
§ 77. S. 145. Vgl. § 64. S. 151-158. § 76. S. 143—145. — 3 Ebendas. § 75. 
S. 143.
	        
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