Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Die beobachtende Vernunft. 
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welches geflissentliche und zweckmäßig angestellte Suchen diejenige Be 
trachtungsart ist, welche man Beobachtung nennt; 2. müssen die 
subjectiven Vernunftzwecke, die noch keine Realität haben, in der 
objectiven Welt zur Geltung gelangen, was Hegel „die Verwirklichung 
des vernünftigen Selbstbewußtseins durch sich selbst" genannt hat; 
endlich ist 3. zu zeigen, worin die vernunftgemäße Wirklichkeit im 
subjectiven wie objectiven Sinne besteht. 
II. Die beobachtende Vernunft. 
1. Der Standpunkt des Idealismus. 
„Die Vernunft", sagt Hegel, „ist die Gewißheit des Bewußtseins, 
alle Realität zu sein; so spricht der Idealismus' ihren Begriff aus."' 
Der Standpunkt des Idealismus ist nicht, um einen früheren hegelschen 
Ausdruck zu brauchen, „wie aus der Pistole zu schießen", sondern ein 
langer Entwicklungsgang des Bewußtseins ist nöthig, um ihn zu be 
gründen, ein zweiter, um ihn auszuführen. Der erste Weg ist durch 
laufen, der zweite liegt vor uns. Die Phänomenologie scheidet sich 
hier in diese beiden ungleichen Hälften. 
Im geflissentlichen Gegensatze zu allen, welche den Idealismus 
versichern, statt ihn zu begründen, weist Hegel auf den Weg der Be 
gründung und dessen Stationen zurück. „Das Selbstbewußtsein ist 
aber nicht nur für sich, sondern auch an sich alle Realität erst da 
durch, daß es diese Realität wird, oder vielmehr sich als solche er 
weist. Es erweist sich so in dem Wege, worin zuerst in der dia 
lektischen Bewegung des Meinens, Wahrnehmens und des Verstandes 
das Anderssein als an sich und dann in der Bewegung durch die 
Selbstständigkeit des Bewußtseins in Herrschaft und Knechtschaft, durch 
den Gedanken der Freiheit, die skeptische Befreiung und den Kampf 
der absoluten Befreiung des in sich entzweiten Bewußtseins das Anders 
sein, insofern es nur für es ist, für es selbst verschwindet. Es traten 
zwei Seiten nach einander auf, die eine, worin das Wesen oder das 
Wahre für das Bewußtsein die Bestimmtheit des Seins, die andere, 
worin es die hatte, nur für es zu sein. Aber beide reducirten sich 
in Eine Wahrheit, daß was ist, oder das Ansich nur ist, insofern es 
für das Bewußtsein, und was für es ist, auch an sich ist. Das 
Bewußtsein, welches diese Wahrheit ist, hat diesen Weg im Rücken und 
1 A. Beobachtende Vernunft. S. 170, S. 176—254. 
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