Volltext: Donauperle

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B. Ostseife. 
Yon der Brücke uns links wendend, am „Erzherzog Karl“, 
weiter am Kolossalbau des Hauptzollamtes vorüber, erreichen wir 
d^n in jüngster Zeit regelmäßiger angelegten, geräumigen Pfarr¬ 
platz mit der Stadtpfarrkirche (S. 27). Am Pfarrplatze die Wein¬ 
stube das »Winzerhaus« im Gebäude der Liedertafel „Frohsinn“, 
deren Dirigent einst Anton Bruckner, der unsterbliche Meister des 
Orgelspieles gewesen. Yon Osten her mündet in den Pfarrplatz die 
düstere Keplerstrasse ein, wo der große Forscher der Lichter des 
Himmels, der Astronom Kepler, das kleine Häuschen Nr. 10 bewohnte, 
das heute eine Mar¬ 
mortafel mit diesbe¬ 
züglicher Inschrift 
kennzeichnet. 
Yon Prag war Kepler 
nach Linz gezogen, „um 
sich an ainem ruhigen Ort 
dermalen häuslich nieder¬ 
zulassen“. Er wohnte in 
Linz 1614 his 1627 als ein 
„für die löblichen Ständt 
aufgenommener und be¬ 
stellter Diener“ mit einer 
für damalige Zeiten hohen, 
die Stände von Linz hoch¬ 
ehrenden Besoldung 
von 400 fl. Er arbeitete 
an seinem Werke : „ Astro - 
nomiae restaurantae et 
tabulorum Rudoiphi con- 
dendarum“ zu Ehren des 
„ ganzen hochlöblichen 
Harns Oesterreich, auch zu 
Nutz deren löbl. Ständt 
und dem ganzen Lande“. 
Die rebellischen Bauern 
verjagten während der Be¬ 
lagerung 1626 den grossen 
Astronomen aus seinem 
Asyl der Ruhe. 
Wir schreiten vom 
Pfarrplatze den 
Graben aufwärts bis 
zum „Gasthof zur 
Birne“, lenken diesem 
gegenüber in die Museumstrasse ein, die wahre Yia Praetoriana, 
von Behörden und Advokatenwohnungen besäumt; doch Steuer¬ 
amt und Landesgericht vermögen uns nicht zu fesseln, denn vor 
unseren Blicken taucht der imposante Prachtbau des neuen Mu¬ 
seums (S. 35) auf, das monumentale Wahrzeichen der Osthälfte 
der Stadt, wie es der Marien-Dom in ihrer Westhälfte bildet. 
Wer Interesse an Schulbauten, resp. deren Anlage hat, ver¬ 
folgt die von einem anmutigen landschaftlichen Yordergrunde 
umrahmte Kaplanhofstraße weiter, um nach der k. k. Lehrer- und 
Lehrerinnenbildungs-Anstalt in der Honauerstraße zu gelangen. 
Diese ist ein trotz seiner Dimensionen eleganter Ban, 1874—1876 nach Plänen 
des Wiener Architekten Sattler unter Leitung des k. k. Oberingenieurs Albert Beer 
aufgeführt, hat eine zwei Stockwerke hohe Hauptfront und zwei einstöckige Seiten- 
Stadtpfarrplatz und Stadtpfarrkirche.
	        
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