Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

22 — 
heiligen Meile im Schwesternhause bei . . . Nur einmal 
ärgerte ich mich über ihn. Als im Herbste 1859 die Lokali¬ 
täten wieder geräumt werden mutzten, weil die Schule, in 
deren Lokalitäten das Lazarett zum grätzten Teile unter¬ 
gebracht war, wieder beginnen sollte, wurden die noch 
übrigen Blessierten in das Ulilitärfpital in Bozen und Hieran 
abgeliefert. Da kamen nun die requirierten Wagen mit 
dem militärischen Begleitpersonal in der frühe, als gerade 
die heilige Hiesse begonnen hatte, die Kranken abzuholen. 
Die warteten begreiflicherweise nicht. Dr. Torgier, die 
Schwestern und auch ich beteiligten uns beim Hinabtragen 
der Kranken über die Stiege zu den Wagen. Dr. Riedlinger 
aber war nicht zu bewegen, aus der Kapelle heraus zu 
kommen. Cr kam erst nach der heiligen Meile, als schon 
das meiite getan war. €rft später fiel mir ein, vielleicht 
hatte er eine Verpflichtung übernommen, alle Tage die 
heilige Messe zu hören. Sonst war er immer kehr hilfbereit, 
bescheiden und liebevoll." Dr. Riedlinger erkrankte dann, 
wie er selbst berichtet, in sana an Wechselfieber. Als er 
allmählich wieder genas, hielt ein Pater, wahrscheinlich der 
heiligmätzige P. Riegler, soeben in der Kapelle des Konventes 
Exerzitien. Unser fromme Doktor hatte das Zimmer nebenan 
und hörte alle Vorträge, kr wurde durch dieselben ko er¬ 
griffen, dah er sich enttchlotz, in ein Kloster, wahrscheinlich 
in das Institut für Heranbildung von Missionären für aus¬ 
wärtige Missionen, in Verona einzutreten. Allein der merk¬ 
würdige und an Jahren vorangeschrittene Postulant wurde 
angeblich wegen des schlechten Italienisch, in Wirklichkeit 
wohl mehr wegen des vorgerückten Alters, abgewiesen. 
So reifte Riedlinger nach viermonatlichem Aufenthalt 
in sana nach Innsbruck mit dem fetten Entschlüsse, dort 
Theologie an der Universität zu hören. Am feite des heiligen 
seopold, 15. November 1859, wurde er in das theologische 
Konvikt als kxternilt aufgenommen, wie er berichtet, ln 
den Aufzeichnungen des theologischen Konviktes jedoch