Volltext: Ein altes Bilderbuch

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zu Linz durch seinen Possenreißer Georg, der sich „König 
von Portugal" nannte und die „Ritterwürde" verlieh, die 
Grillen vertreiben. 
Unter dem fahrenden Volke treffen wir Ele¬ 
mente der verschiedensten Art. Sie übernahmen den 
Vortrag der altüberlieferten nationalen Heldengesänge, 
doch erstreckte sich ihre Tätigkeit auch bis zur Vorführung 
dressierter Bären und Hunde und zur niedrigsten Zoten¬ 
komik ; auch zeigten sie sich mit Tänzen, sowie mit Taschen¬ 
spieler- und Akrobatenkünsten. Es war das reinste Volks- 
Varietd. Marionettenspiele und sonstige komische Szenen 
bildeten einen Ersatz für unsere Witzblätter, denn sie dienten 
mit ihren Anspielungen und Ausfällen demselben Bedürfnis 
nach öffentlicher Kritik wie diese. 
Aber auch das Volk unter sich wußte sich vorzüglich zu 
unterhalten. Die Lieder Neidhards von Reuental bezeugen 
uns das für das 13. Jahrhundert. Ein Dokument für das 
Stift St. Florian aus dem Jahre 1451 verbietet die Tänze 
der Bauern an Festtagen und was immer für Spiele inner¬ 
halb der Klosterfriedung. Also müssen sie üblich gewesen sein. 
Die Geistlichkeit suchte ihre Erholung in der Musik 
und besonders im Schach- und Würfelspiel, der Adel auf den 
Burgen in Jagd, Sport und ritterlichen Uebungen, in der 
Blütezeit auch in der Pflege der Musik und höfischer Lektüre. 
Die Liederhandschriften der Stifte Lambach und Mond¬ 
see aus dem 15. Jahrhundert enthalten viele geistliche 
Strophen des Mönchs von Salzburg, wie ihr Verfasser ge¬ 
nannt wird, aber auch so manches Volks- und Liebeslied. 
Zu Salzburg in der Bischofstadt, 
Zur Rechten Seiner Gnaden, 
Saß beim Bankett der Reichsprälat 
Und Propst von Berchtesgaden. 
Der fprach? „Mich müht ein seltsam Ding. 
Herr Bruder, helft mir's deuten! 
Doch eh' vernehmt, wie's mir erging 
Jüngst beinl Herüberreiten." 
15*
	        
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