Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

O. H. L.: Polnische Frage. Rücktritt des Reichskanzlers Michaelis. 21 
heiten, dazu vor allem einen breiten Landstreifen an der deutschen Grenze, 
und betonte, daß an dem bisher erstrebten Abschluß einer über den Krieg 
hinaus bindenden Militärkonvention mit Österreich-Ungarn1) jetzt kein 
Interesse mehr bestehe, denn diese würde — wie die Oberste Heeresleitung 
am 12. Oktober an General von Cramon schrieb — „lediglich die öster¬ 
reichisch-polnische Wehrmacht stärken, eine Entwicklung, die bei dem un¬ 
vermeidlich wachsenden Gegensatz zwischen Deutschland und Österreich- 
Polen unerwünscht sei". General von Cramon solle den Plan nicht weiter 
betreiben, sondern sich ihm gegenüber ablehnend verhalten. 
Am 5. November, unmittelbar nach dem gemeinsamen großen Was- N»v«mb«r. 
fenersolg gegen Italien, wurde die polnische Frage in einem Kronrat 
in Berlin erörtert2). Dabei wies Generalseldmarschall von Hindenburg 
unter anderem aus die Gefahr hin, daß Deutschland, wenn Polen in irgend¬ 
einer Form zur österreichisch-ungarischen Monarchie geschlagen würde, 
von einem einheitlichen Slawentum von Eger bis Lomsha hinauf um¬ 
spannt werde; „die Politik sei wandelbar". Ebenso sah General Luden¬ 
dorff in der austropolnischen Lösung eine Gefahr für das Bündnis, weil 
Polen bei seinen Aspirationen auf Wilna und Litauen, auf Danzig und 
Posen „sich an Österreich anlehnen werde und müsse und Österreich, als 
dann stark slawischer und slawisierter Staat, diese Aspirationen unter¬ 
stützen werde". Er sprach sich daher unbedingt gegen die vorgeschlagene 
Lösung aus). Da aber alle übrigen Anwesenden zu deren Annahme bereit 
waren, drang die Oberste Heeresleitung mit ihren Bedenken nicht durch. 
Es blieb bei der austropolnischen Lösung, während Rumänien deutsches 
Einflußgebiet werden sollte. Am folgenden Tage begründete General 
Ludendorff, in Gegenwart des Grasen Ezernin, unter Vorlage einer Karte 
die bei der austropolnischen Lösung zu fordernde Abtretung eines breiten 
polnischen Grenzstreifens2). Er schloß, Deutschland müsse sich wirksam gegen 
die mögliche Bedrohung schützen. Staatssekretär Helfserich unterstützte diese 
Ausführungen. Man einigte sich schließlich dahin, daß Gras Ezernin einen 
Gegenvorschlag zu der vorgelegten Karte machen möge. 
Z. Zusammenarbeit mit Reichskanzler Michaelis. 
Unterdessen war Reichskanzler Michaelis im Oktober an den Wider¬ 
ständen der Reichstagsparteien gescheitert. Er hatte sein Amt in enger 
Zusammenarbeit mit der Obersten Heeresleitung verwaltet, die Errichtung 
*) Bd. XI, S. 23. — Eine Militärkonvention mit der Türkei wurde am 18. Oktober 
abgeschlossen. Der Versuch mit Bulgarien zum Abschluß zu kommen, scheiterte dagegen. 
2) Reichskanzler Michaelis war inzwischen durch Graf Hertling ersetzt (S. 22). 
3) Akten des Ausw. Amtes, abgedruckt in Pari. Unters. Ausschuß 12,1, 6. 211 ff.
	        
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