Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

20 Die Entwicklung der Gesamtlage im Sommer 1917. 
S«pt-Mb«r. gegenkommen hinsichtlich Elsatz-Lothringens verloren hatte. Den Plan, 
Galizien vereint mit Kongretzpolen Deutschland in enger Form anzu¬ 
gliedern1), gab er aus. Von der Zusage vom 18. Map), daß Deutsch¬ 
lands Kriegsziele im Osten, die Österreich-Ungarns im Südosten liegen 
sollten, suchte er loszukommen, indem er am 1. September andeutete, 
daß umgekehrt Österreich-Ungarn seine Ziele künftig in Polen, Deutsch¬ 
land die feinigen in Rumänien suchen könne. Dieser Gedanke fand bei 
der Obersten Heeresleitung erbitterte Gegnerschaft, während er von der 
deutschen politischen Leitung keineswegs abgelehnt wurde. 
In Polen hatten unterdessen die russische Revolution, vor allem das 
Schlagwort vom Selbstbestimmungsrecht der Völker, der Eintritt Amerikas 
in den Krieg, die Verlautbarungen des Präsidenten Wilson, der bereits 
am 22. Januar ein „einiges unabhängiges, selbständiges Polen" ge¬ 
fordert hatte3), und die offensichtlich schwierige Gesamtlage der Mittel¬ 
mächte dazu geführt, daß weiteste Kreise für die Zukunft des Landes mehr 
von der Entente erhofften als von den Mittelmächten. Die großpolnische 
Propaganda griff in das Gebiet des Oberbefehlshabers Ost über, wo sie 
den Erwerb Litauens forderte. Die Bildung der unter deutscher Leitung 
auszustellenden polnischen Armee4) machte keine Fortschritte; bis zum 
1. April hatten sich erst 4700 Mann gemeldet. Am 9. April hatte Kaiser 
Karl den Hinzutritt des bisher beim österreichisch-ungarischen Heere ein¬ 
gesetzten polnischen Hilsskorps, rund 15000 Mann, verfügt. Als aber am 
9. Juli die so gebildete Wehrmacht vereidigt werden sollte, ergaben sich 
durch deutschfeindliche und revolutionäre Amtriebe Schwierigkeiten, die 
in der Nacht zum 22. Juli zur Verhaftung des Obersten Pilsudski und zur 
Internierung der Eidverweigerer führten. Auch stellte sich heraus, daß 
7000 Angehörige des Hilsskorps nicht russische Polen, sondern öster¬ 
reichisch-ungarische Wehrpflichtige waren. Das Hilfskorps wurde schlie߬ 
lich dem österreichisch-ungarischen Heere wieder zugeführt; an seinen Ein¬ 
satz an der Front war aber wegen der herrschenden Disziplinlosigkeit einst¬ 
weilen nicht zu denken. Deutscherseits wurden für die künftige polnische 
Armee nur noch Lehrtruppenteile von geringer Stärke beibehalten. 
Aber den jetzt von Österreich-Ungarn betriebenen Plan der künftigen 
Otto»«*. Gestaltung Polens hatte der Reichskanzler am 7. Oktober in Kreuznach 
eine Aussprache mit der Obersten Heeresleitung. Diese forderte für den 
Fall der Annahme der „austropolnischen Lösung" weitgehende Sicher- 
*) Bd. XII, S. 568. 
3) Ebenda, S. 575.
	        
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