Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Der Unterseekrieg. 
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Als dann im Spätsommer und Herbst 1918 die deutsche Front in 
Frankreich allmählich zurückgedrängt wurde und damit schließlich auch die 
flandrische Küste ausgegeben werden mußte, während am Mittelmeer 
Bulgarien am 29. September als verbündetes Land ausschied, verlor der 
Unterseekrieg wichtigste Stützpunkte. Die seit 11. August unter dem Chef 
des Admiralst'abes, Admiral Scheer, neu geschaffene Seekriegsleitung war 
aber gewillt, ihn durch verstärkten und wesentlich beschleunigten Bootsbau 
auch weiterhin in Gang zu halten. Wenngleich die Oberste Heeresleitung 
die hierfür in Aussicht gestellten 40000 Facharbeiter wegen der Lage der 
Westfront schließlich doch nicht herausziehen konnte, wurde am 1. Oktober 
1918 in gemeinschaftlicher Sitzung der Behörden und Industrievertreter 
beschlossen, das große Bauprogramm durchzuführen. Es sah, einschließlich 
der bereits vorher bestellten, den Bau von 376 Unterseebooten vor, die bis 
zum Dezember 1919 abgeliefert sein sollten. Diesen Plänen wurde aber 
bereits am 21. Oktober der Boden entzogen, als die Reichsregierung ent¬ 
gegen allen Vorstellungen der Obersten Heeresleitung wie der Seekriegs¬ 
leitung den Forderungen des Präsidenten Wilson nachgab und anordnete, 
daß Unterseeboote keine Passagierdampfer mehr versenken dürften. Da 
diese nicht kenntlich, alle Schiffe aber bewaffnet waren, muhten noch am 
gleichen Tage alle Boote zurückgerufen werden. Der Unterseekrieg gegen die 
feindliche Handelsschifsahrt war beendet. Er hatte im ganzen rund 13 Mil¬ 
lionen Tonnen Handelöschifssraum vernichtet von etwa 35 Millionen Tonnen, 
die die Feindmächte einschließlich der später hinzutretenden besessen hotten1). 
Er hatte die englische Kriegführung im Frühsommer 1917 in eine so kri¬ 
tische Lage gebracht, daß sie kein Blutopser scheute, um die deutschen Unter¬ 
seeboote von der flandrischen Küste zu vertreiben. Die vom Unterseekriege 
erhoffte kriegsentscheidende Wirkung aber war ausgeblieben. 
Die Tätigkeit derHochseeflotte trat gegenüber den Unternehmungen 
der Unterseeboote nach außen wenig hervor. Da die Hochseeflotte für die 
Durchführung des Unterseekrieges unentbehrlich war und sich die englische 
Flotte infolge der Beschränkung aus die Fernblockade außer Reichweite 
hielt, fehlten für das Gros der deutschen Flotte unmittelbare Kampsauf¬ 
gaben. Diese Lage drückte aus die Stimmung der Schisssbesahungen, 
deren beste Teile vielfach an die Unterseeboote abgegeben waren. So ent¬ 
stand ein günstiger Nährboden für die hetzerische Tätigkeit der Unabhän¬ 
gigen Sozialdemokratischen Partei; Ansang August 1917 kam es auf ein¬ 
zelnen Schiffen zu Unbotmäßigkeiten. Diese konnten zwar von den ört- 
*) England 21, Frankreich und Italien zusammen 3,5, alle sonstigen nnd neutralen 
Mächte zusammen 11 Millionen Tonnen. 
Weltkrieg. XIII. Bd. 
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