446 Kämpfe an den Nebenfronten seit Sommer 1917. Der Krieg der Türkei.
bereit gefunden, mit Deutschland eine für das künftige Friedensverhältnis
bestimmte Militärkonvention abzuschließen').
Gewiß bildeten die geringen in die türkischen Verbände eingereihten
deutschen Truppen nur zu oft den Kern des Widerstandes. Ein Urteil aus
Feindesmund über ihr Verhalten bei den letzten Kämpfen mag das be¬
kräftigen: „Sie waren zweitausend Meilen von ihrer Heimat entfernt,
ohne Hoffnung im fremden, unbekannten Land, in einer Lage, verzweifelt
genug, um auch die stärksten Nerven zu brechen. Dennoch hielten die Trupps
fest zusammen, geordnet in Reih und Glied, und steuerten durch das wirr
wogende Meer von Türken und Arabern wie Panzerschiffe, schweigsam
und erhobenen Hauptes. Wurden sie angegriffen, so machten sie halt,
nahmen Gefechtöstellung und gaben wohlgezieltes Feuer. Da war keine
Hast, kein Geschrei, keine Unsicherheit. Sie waren prachtvoll*)".
Aber auch die Anstrengungen der türkischen Truppen gingen bis an die
Grenzen ihres Leistungsvermögens. Die Tapferkeit des türkischen Soldaten
ist, solange er nur einigermaßen ausreichend versorgt war und Vertrauen
zur Führung behielt, über jedes Lob erhaben gewesen.
Das Ausscheiden der Türkei als Verbündeter am 30. Oktober 1918
hat für die Gesamtkriegführung der Mittelmächte nicht mehr die große Be¬
deutung gehabt wie einen Monat vorher das Ausscheiden Bulgariens. Der
Unterseekrieg, der in den türkischen Gewässern noch Stützpunkte gehabt
hatte, war bereits am 21. Oktober eingestellt worden*). Immerhin wurde
der Weg ins Schwarze Meer und damit die Verbindung nach Südrußland
für die Entente-Flotten frei, denen die dortigen deutschen Streitkräste in
keiner Weise gewachsen waren. Die deutsche Stellung an den Küsten des
Schwarzen Meeres war gefährdet, der Seeweg und damit die einzige
Verbindung nach Transkaukasien nicht mehr benutzbar.
*) Betr. Österreich-Ungarn vgl. 6.21.
*)Lawrence: „Revolt in the Desert“ (Deutsche Übersetzung), S. 338; ähnlich auch im
austral. amtl. Werk, VII, S. 445.
*) S. 449.