Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

442 Kämpfe an den Nebenfronten seit Sommer 1917. Der Krieg der Türkei. 
ota*«t reis. s'chts der hoffnungslosen Lage leitete der Nachfolger, Marschall gzzet 
Pascha, bis zum Waffenstillstand mit Rußland Oberbefehlshaber an der 
Kaukasus-Front, alsbald Sonderverhandlungen mit England ein. Es 
gelang ihm, für die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen die 
Rückbeförderung in die Heimat durchzusehen. Am 30. Oktober wurde der 
Waffenstillstand unterzeichnet, am 31. trat er in Kraft. Aus Befehl 
des Grvßvesirs übergab General vonLiman das Kommando an General 
Mustapha Kemal Pascha und kehrte nach Konstantinopel zurück. 32 000 Mann 
deutscher Truppen und Behörden von Heer und Marine waren heimzu¬ 
befördern, davon 6600 aus Kaukasien. Wegen Mangels an Schiffsraum 
und wegen großer Entfernungen zu den Einladehäfen zog sich der Rück¬ 
transport bis in den Juni 1919 hin. 
5. Betrachtungen. 
3m Jahre 1914 hatte es sich darum gehandelt, ob die Türkei den Mittel¬ 
mächten oder der Entente beitreten werde. Daß sie auf Kriegsdauer neutral 
bleiben könne, hielt man mit Recht für ausgeschlossen. So war das Bündnis 
mit den Mittelmächten an sich schon Gewinn für diese. Darüber hinaus 
hat es der Kriegführung der Mittelmächte einen Nutzen gebracht, der alles, 
was sich an Sorgen und an Hilfeleistung durch Truppen, Gerät und Geld 
aus dem Bündnis ergab, mehr als aufwog. Gewiß haben sich manche weit¬ 
gehende Hoffnungen, wie die auf Entfesselung des „Heiligen Krieges", der 
die englische Gesamtstellung in der islamitischen Welt erschüttern sollte, 
oder auf entscheidende Erfolge gegen Ägypten und den Persischen Golf, 
oder der Plan, auch nur den Suez-Kanal zu sperren, nicht erfüllt, denn zur 
Erreichung selbst des geringsten dieser Ziele genügten die Kräfte der Türkei 
nicht. Die Versuche, bei den Senussi im westlichen Ägypten oder in Persien 
und Afghanistan nennenswerte Unterstützung gegen England zu finden, 
schlugen fehl. Aufgaben, wie sie der Kampf gegen die englische Macht in 
Afrika und Vorderasien mit sich brachte, waren nicht zu lösen ohne Mit¬ 
wirkung starker deutscher Kräfte, stärkerer jedenfalls, als sie angesichts un¬ 
zureichender militärischer Erfolge in Europa abgegeben werden konnten. 
Die türkische Kriegführung war genötigt, von der Hand in den Mund 
zu leben. Es mangelte ihr so gut wie an allem, was zu erfolgreicher Durch¬ 
führung von Operationen und Kämpfen notwendig war. Zwar war das 
Wichtigste, ein in seinen wesentlichen Bestandteilen tapferes, bedürfnis¬ 
loses und lenksames Volk, vorhanden. Es fehlte aber die bei der Weite des 
türkischen Reiches doppelt notwendige Organisation auf politischem, mili¬ 
tärischem und wirtschaftlichem Gebiet. Die Staatsgewalt reichte nicht
	        
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