Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Ereignisse an der Kaukasus-Front. 
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13. Juli an Enver Pascha dar: Hauptaufgabe der türkischen Kriegführung 
sei die „Bekämpfung der englischen Streitkräste in Syrien, Mesopotamien 
und Persien mit dem Endziel, die Engländer allmählich wieder aus diesen 
Ländem zu vertreiben". Es müsse vermieden werden, „daß wir Rußland", 
mit dem man inzwischen wegen Öllieferungen aus Baku verhandelte, 
„durch Unternehmungen in Rordkaukasien in die Arme der Entente treiben". 
Besonders hob Generalfeldmarschall von Hindenburg die Notwendigkeit 
hervor, die reichen Rohstoffe des kaukasischen Gebiets namentlich an Öl der 
deutschen Kriegswirtschaft nutzbar zu machen. Er schloß mit der Forderung, 
„daß in Transkaukasien Maßregeln unterlassen werden, die uns in Gefahr 
politischer und militärischer Verwicklungen... bringen...". Am 16. Juli 
antwortete Enver Pascha entgegenkommender. Deutscherseits wurden 
zwei weitere Bataillone und drei Batterien nach Georgien entsandt, ein 
„Lehrkommando für den Kaukasus" sollte die Aufstellung georgischer Trup¬ 
penteile unterstützen. In der Baku-Frage aber kam es zu neuen Span¬ 
nungen. 
Nachrichten von einer Besetzung des Ölgebiets durch armenische Ban¬ 
den gaben den Türken dann aber Anlaß zum Vormarsch dorthin. Sie 
begründeten ihn mit dem Hinweis, daß Baku aus sowjetrussischem in 
armenischen Besitz übergegangen und damit eine neue Lage entstanden 
sei. Das türkische Vorgehen erweckte aus deutscher Seite größte Besorg¬ 
nisse wegen nachteiliger Rückwirkungen aus die mit Sowjetrußland schwe¬ 
benden Verhandlungen. Am 4. August forderte General Ludendorss 
durch General von Seeckt die sofortige Einstellung des türkischen Vor¬ 
marsches auf Baku mit der Begründung: „Ich kann es nicht dulden, 
daß durch das offenkundig vertragswidrige Verhalten türkischer verant¬ 
wortlicher Stellen die Gefahr eines neuen Krieges mit Groß-Ruhland 
heraufbeschworen wird". In einer erregten Besprechung mit General von 
Seeckt stritt Enver Pascha jede Mitwisserschaft am Vorgehen aus Baku ab 
und schob es auf Eigenmächtigkeit der dortigen Führer; sie wurden an¬ 
gewiesen, jede weitere Angriftstätigkeit zu unterlassen. Mitte August aber 
stellte sich heraus, daß inzwischen englische Truppen, über das Kaspische 
Meer kommend, bei Baku gelandet waren. 
Unter diesen Umständen ließ General Ludendorff das Auswärtige 
Amt am 19. August wissen: „Ich sehe nunmehr keine andere Möglichkeit, 
um zu dem dringend notwendigen Öl aus Baku zu kommen, als daß sich 
Rußland mit der Vertreibung der Engländer einverstanden erklärt: Diese 
Vertreibung kann angesichts der wenigen verfügbaren deutschen Truppen 
nur durch uns und die Türken erfolgen ..." Da von russischer Seite wohl 
eine deutsche, aber nicht eine türkische Unternehmung gegen Baku zu- 
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