Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

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Die Entwicklung der Gesamtlage im Sommer 1917. 
Anregungen zu einem Sonderfrieden, die von französischer Seite nach 
dem Scheitern der Vermittlung des Prinzen Sixtus an ihn herangebracht 
worden waren, gipfelten am 22. August, dem vierten . Tage des neuen 
italienischen Ansturms am Isonzo, in einem Vorschlage, der die Abgabe 
großer reichsdeutscher Gebiete an die Donaumonarchie vorsah, aber auch 
Polen und Rumänien unter ihren Einfluß stellen wollte. Dieser Vorschlag 
hatte jedoch zur Voraussetzung, daß Italiens und Serbiens Ansprüche 
befriedigt würden. Von Befriedigung der italienischen Forderungen 
wollte man aber in Wien schon gar nichts wissen. Andererseits konnte 
man die Lage am Isonzo — wie sich immer mehr herausstellte — aus 
eigener Kraft auf die Dauer nicht halten. Am 26. August erbat Kaiser 
Karl deutsche Hilfe, aber nur durch Artillerie und Ablösungen an der Ost¬ 
front, denn in vorderer Linie sollten deutsche Truppen gegen Italien 
nicht in Erscheinung treten. An demselben Tage lehnte er die französischen 
Vorschläge ab. Der deutschen Regierung hatte Graf Czernin die Mög¬ 
lichkeit, mit Frankreich ins Gespräch zu kommen, schon früher angedeutet. 
Fm Lause der Verhandlungen über die deutsche Unterstützung teilte er 
nunmehr am 30. August den Inhalt und die Ablehnung des jetzigen fran¬ 
zösischen Angebots mit, nach dem — wie er sagte — Bayern, Sachsen und 
Schlesien mit Österreich vereinigt werden sollten. 
Aber Unterstützung Österreich-Ungarns durch Waffenhilfe gegen 
Italien war bereits zu Jahresbeginn verhandelt worden4). Reben rein 
militärischen Aberlegungen3) sprachen politische mit. Ob ein Wafsen- 
ersolg — so schrieb General Ludendorss nach dem Kriege3) — „in Ver¬ 
bindung mit der Kohlennot Italien eine innere Krise bringen würde, 
mußte dahingestellt bleiben. Diese Frage wurde allgemein skeptisch be¬ 
urteilt." Erst recht war nicht damit zu rechnen, daß Italien nach einer 
Niederlage aus der Reihe der Gegner ausscheiden könne, denn England 
war „jederzeit imstande, diesen Verbündeten einfach durch Hunger zur 
Fortsetzung der einmal eingeschlagenen Politik zu zwingen'"). Wohl aber 
konnte eine Niederlage Italiens dazu führen, daß seine Forderungen be¬ 
scheidener wurden und damit ein wesentliches (das letzte) Hindernis für 
einen österreichisch-ungarischen Sonderfrieden aus dem Wege geräumt war3). 
!) Bd. XI, S. 493ff. 
2) S. 37. 
3) „Meine Kriegserinnerungen", S. 384. 
4) Hindenburg: „Aus meinem Leben", S. 151. 
5) Die Berechtigung solcher Sorge wird bestätigt durch die Bemerkung des Genmaj. 
von Elaise-Horstenau (während des Krieges Leiter der Pcefseabteilung bei der v.-u. Heeres»
	        
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