Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

418 
Kämpfe an den Slebenfronten seit Sotnmer 1917. Mazedonien. 
Die Oberste Kriegsleitung ist über die unzureichende Widerstandskraft 
des bulgarischen Heeres von allen Seiten rechtzeitig und ausreichend unter¬ 
richtet worden. Hilfe aber war bei der im Sommer 1918 im Westen ent¬ 
standenen Lage kaum noch möglich. Als sie in Gestalt einer abgekämpften 
und zweier anderer an sich schon wenig kampfkräftiger Divisionen gesandt 
wurde, war es bereits zu spät. Die deutsche Führung an der mazedoni¬ 
schen Front aber befand sich in der bedrückenden Lage, daß sie das Unheil 
kommen sah, jedoch nicht helfen konnte. Was zu tun möglich war, hat 
sie getan. 
Der Zusammenbruch des Kriegswillens im bulgarischen Volk und da¬ 
mit auch im bulgarischen Heer ist aber keineswegs allein auf das Wegziehen 
der wenigen deutschen Truppen zurückzuführen, die seit dem Frühjahr 1917 
ohnehin nur noch in Mazedonien eingesetzt gewesen waren. Sie lagen 
wesentlich tiefer. Nach den Balkan-Kriegen von 1912 und 1913, die trotz 
größter Kraftanstrengung und schwerer Blutopser nur unbeftiedigende 
Ergebnisse, in der Dobrudscha sogar Gebietsverlust gebracht hatten, war 
Bulgarien 1915 an der Seite der Mittelmächte in den Krieg getreten in 
der Hoffnung, durch schnellen Schlag und ohne allzu schwere neue Opfer 
die Vereinigung aller bulgarischen Volksteile in einem Balkan-Großstaat 
zu erreichen. Statt dessen war der Niederwerfung Serbiens ein Jahr 
später der Krieg gegen Rumänien gefolgt. Nach einem weiteren Kriegs¬ 
jahr aber gewann man im Sommer 1918 auch in Bulgarien, wo immer 
noch der amerikanische Gesandte tätig war, bald Klarheit darüber, daß der 
deutsche Sieg im Westen, der allein den günstigen Kriegsausgang auch für 
das eigene Land verbürgte, mehr und mehr zweifelhaft wurde. Der vierte 
Kriegswinter stand bevor, ohne daß ein siegreiches Ende abzusehen war. Die 
schon immer einflußreiche Opposition im bulgarischen Parlament brachte das 
Kabinett Radoslawow zu Fall, das das Bündnis mit den Mittelmächten 
unterzeichnet und, ebenso wie Zar Ferdinand, Kronprinz Boris und General 
Iekow stets treu zu seinen Bundesgenossen gestanden hatte. Vorwürfe, 
daß Deutschland die bulgarischen Ansprüche in der Dobrudscha gegenüber 
der Türkei nicht genügend unterstütze, und ebenso haltlose Anschuldigungen, 
daß deutscher Aufkauf von bulgarischen Verpflegungsbeständen die Notlage 
im Lande und an der Front hauptsächlich verschulde, wurden im Volke ver¬ 
breitet und schufen eine gefährliche Stimmung gegen den Bundesgenossen. 
Die mehrfachen Erklärungen der deutschen Regierung, keine Gebietserwer- 
bungen anzustreben, erweckten den Verdacht, daß Deutschland sich auch von 
den sehr weitgehenden bulgarischen Gebietsforderungen absetzen wolle; 
der dauernde Abzug deutscher Kräfte aus der mazedonischen Front wurde 
in diesem Sinne gedeutet. Entscheidend für das Absinken des bulgarischen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.