14. bis 20.
September
ISIS.
408 Kämpfe an den Nebensronten seit Sommer 1917. Mazedonien.
konnte, und da die örtlichen Reserven sich bereits dem Kampffeld näherten,
hoffte der Oberbefehlshaber der 11. Armee, General von Steuben, den
feindlichen Stoß noch in der I. Stellungszone aufzufangen. Vorzeitige
Rückzugsbefehle der angegriffenen bulgarischen Divisionen machten diese
Hoffnung zunichte. Bis zum Abend erweiterte der Feind, der in den
Mittagsstunden noch zwei frische serbische Divisionen in den Kamps ge¬
worfen hatte, den Einbruch auf rund elf Kilometer Breite. Nachhaltiger
Widerstand sollte nun in der II. Stellung geleistet werden. Heeresgruppe
und 11. Armee hatten hierzu ihre Reserven in der Gesamtstärke von
etwa einer Brigade zur Verfügung gestellt. Die am 16. September früh
wieder auslebenden serbisch-ftanzösischen Angriffe führten jedoch bis zum
Abend zum Verlust auch der II. Stellung. Die bulgarische Kampfkraft
ließ sichtlich nach. Mit dem Entschluß der bulgarischen 2. Division, hinter
die Cerna zurückzugehen, siel am 17. September auch die HI. und letzte
Stellung. Ebenso gab es bei der bulgarischen 3. Division kein Halten
mehr; mit ihrem rechten Flügel wich sie hinter die Belaznica zurück. Da¬
mit war die Verbindung zwischen den beiden angegriffenen Divisionen in
Frage gestellt. Kräfte, um dem feindlichen Vordringen an dieser Stelle
Halt zu gebieten, waren nicht vorhanden. Der Durchbruch durch die bul¬
garische Front in einer Tiefe von 15 und einer Breite von 30 Kilometern
war nahezu vollzogen, die Bahnlinie Nisch—Gjevgjeli und damit die Le¬
bensader der Heeresgruppe Scholtz unmittelbar bedroht.
Bereits am 15. September abends hatte General von Scholtz das
bedenkliche Nachlassen der bulgarischen Widerstandskraft an die Oberste
Heeresleitung gemeldet, tags darauf erbat er eine deutsche Division. Zu¬
gleich beantragte die bulgarische Heeresleitung, bei der soeben Ge¬
neral Todorow an die Stelle des erkrankten Generals Iekow getreten war,
„schnellstens Verstärkungen in Höhe von wenigstens sechs Divisionen mit
zugehöriger schwerer und leichter Artillerie", und Zar Ferdinand unter¬
stützte diese Bitte an die Oberste Kriegsleitung noch besonders. Aber die
schweren Kämpfe im Westen beanspruchten bereits alle deutschen Kräfte.
Nur ganz geringfügige Verstärkungen wurden in Aussicht gestellt. General¬
feldmarschall von Hindenburg antwortete dem Zaren: „Der ganze
Kriegsausgang würde aufs Spiel gesetzt, wenn jetzt eine Schwächung
dieser Front (Westfront) vorgenommen würde. Demgegenüber muß die
Aufgabe weiteren Geländes in Mazedonien, sofern die bulgarischen Truppen
nicht in den jetzigen Linien durchhalten sollten, im Interesse des Ganzen
in den Kauf genommen werden".
Die bis zum 20. September bei der Obersten Kriegsleitung ein¬
gehenden Meldungen zeigten die zunehmende Auflösung der bulgarischen