Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Nachlassen der bulgarischen Kampfkraft. 
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Am 16. Juni trat das Ministerium Radoslawow zurück. Deutschland gern. 
verlor in dem scheidenden Ministerpräsidenten einen zuverlässigen Freund. 
Man warf ihm vor, daß er Bulgariens Belange in der Dobrudscha nicht 
nachdrücklich genug vertreten habe. Ob der neue Ministerpräsident 
Malinow in der gleichen Bundestreue wie sein Vorgänger zu den 
Mittelmächten halten werde, stand dahin. Am 17. Juni nahm General 
gekow zu dem neuen Verlangen der Obersten Heeresleitung auf Truppen¬ 
abgabe Stellung. Er wies nach Anhörung seiner Regierung und zwei¬ 
wöchiger Fühlungnahme mit Führern und Truppen der Front wiederum 
darauf hin, daß jede weitere Schwächung in Mazedonien höchst gefährliche 
Rückwirkungen haben könne. Rach dreijährigem, „oder richtiger gesagt 
nach sechsjährigem" Kriege (seit 1912) befinde sich die bulgarische Armee, 
schlecht bekleidet wie auch sehr schlecht verpflegt, in einem moralischen 
Zustande, der ihm äußerste Sorge bereite. Dem bulgarischen Heere von 
14 nicht aufgefüllten Divisionen, aber ohne jede Reserve, ständen jetzt 
25 feindliche Divisionen (vier englische, acht französische, sec§s serbische, eine 
italienische, sechs griechische) gegenüber, die alsbald durch weitere sechs 
griechische verstärkt werden könnten. Er habe „die große Befürchtung, daß 
die bulgarische Armee mit ihren schwachen Kräften und geringer Aus¬ 
rüstung nicht in der Lage sei, bis zum Ende des Krieges den starken Druck 
des übermächtigen Gegners auszuhalten". 
Demgegenüber wies Generalfeldmarschall von Hindenburg am 
19. Juni darauf hin, daß die bulgarischen Divisionen meist doppelt so stark 
wie die feindlichen feien1); die serbischen Divisionen wären aus Regiments¬ 
stärke zusammengeschrumpft, die griechischen minderwertig und die fran¬ 
zösischen hätten ihre jungen Mannschaften bereits an die Westftont ab¬ 
gegeben; dem Gegner fehlten also die Mittel zum Angriff. Immerhin 
wolle er die deutsche Infanterie noch über den 1. August hinaus an der 
mazedonischen Front belassen. 
Obgleich an demselben 19. Juni auch Reichskanzler Graf Hertling 
aus politischen Gründen sich bei der Obersten Heeresleitung sehr nachdrück¬ 
lich für Belassung der deutschen Truppen einsetzte, blieb es angesichts 
der überaus ernsten Ersatzlage des deutschen Heeres bei der getroffenen Ent¬ 
scheidung. Ende August befanden sich außer Kommandobehörden und Stäben atagaf*. 
nur noch dreiBataillvne,!? Gebirgs-Maschinen-Gewehr-Kompanien, 50Bat- 
terien, dazu Luftstreitkräfte, Nachrichten-Truppen und Etappenpersonal mit 
einer Verpflegungsstärke von 33000 Mann an der mazedonischen Front. 
Unterdessen mehrten sich die Anzeichen für weiteres Nachlassen des 
bulgarischen Kampfwillens. Es wurde von deutscher Seite mit 
') Dgl. Bd. IX, 6.231.
	        
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