Ende der militärischen Operationen.
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zeugung gehofft. Er hatte daher General Groener am 19. Mai mitgeteilt,
er „brauche Menschen für Heer und Heimat und Entlastung unserer Kriegs¬
wirtschaft, und gleichzeitig angekündigt, daß er die Truppen in der
Ukraine vermindern müsse; daraus ergebe sich, daß „mir die Ukraine so
weit wie möglich durch die Ukrainer regieren"; auch müsse die Ukraine
Arbeitskräfte liefern. Dieser Auffassung der Obersten Heeresleitung standen
aber die anhaltend starke Wühlarbeit und die Bandenbildung bolsche¬
wistischer Elemente im Lande entgegen, zu deren Bekämpfung selbst die
bisher vorhandenen Kräfte kaum ausreichten.
C. Die Ostfront nach Abschluß der militärischen
Operationen.
Auch nach den Friedensschlüssen von Brest-Litowsk und Bukarest sowie
nach Beendigung der Operationen in Finnland wie in der Ukraine blieben
noch manche Fragen offen, zu deren Lösung militärische Macht erforderlich
werden konnte.
So standen innerhalb der deutschen Ostfront zunächst noch zwei aus
ehemals russischen Truppen gebildete polnische Verbände, das II. Korps
in der Ukraine bei Uman, bei diesem auch Reste des bisher im österreichisch-
ungarischen Heere noch bestehenden Polnischen Hilsskorps*), das I. bei
Bobmisk und östlich. Sie störten die Aufbauarbeit in den von ihnen besetzten
Gebieten und bedeuteten angesichts der in ihren Reihen zunehmenden
großpolnischen Bestrebungen eine Gefahr. Soweit sie nicht bereit waren,
die Waffen abzugeben, um dann in ihre Heimat zurückzukehren, wurden
sie Ende Mai gewaltsam entwaffnet und in Kriegsgefangenschaft abgeführt.
InRumänien bestand die „Besatzungsarmee" unter Generalfeld-
marschall von Mackensen seit dem Friedensschluß (10. Mat) nur noch aus
Tmppen in Stärke von sechs Divisionen, davon zwei österreichisch-ungarische.
Die rumänische Armee war zwar in der Demobilmachung begriffen,
hatte aber ihre Waffen behalten und bildete innerhalb des von den Mittel¬
mächten besetzten Gebietes in der Moldau und in Bessarabien einen Fremd¬
körper, dessen Verhalten nicht unbedingt sicher war.
Schwierig blieb das Verhältnis zu Sowjet-Rußland. Dort herrsch¬
ten noch völlig unklare Verhältnisse. Die Regierung der Bolschewiken sah
keineswegs fest im Sattel. Gegen sie, die sich vor allem aus lettische Regi¬
menter als Kerntruppe stützte, arbeitete mit zunehmendem Erfolg die
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