Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

348 Abschluß der KSmpfe im Osten. 1918, Verhandlungen in Drest-Litowsk. 
gaimar. in einet ausführlichen Eingabe an den Kaiser, in der es hieß: „In der 
polnischen Frage haben Euere Majestät geruht, das Urteil des Generals 
Hoffmann höher zu stellen als das meinige und das des Generals Luden- 
dorff. General Hoffmann ist mir unterstellt und ohne eigene Verant¬ 
wortung in der polnischen Frage. Der Vorgang am 2. Januar ... ist 
für uns ein Zeichen, daß Euere Majestät in einer das Leben des deutschen 
Vaterlandes berührenden Frage unser Urteil hintansetzen..Abschlie¬ 
ßend erbat der Generalseldmarschall eine grundlegende Entscheidung und 
fügte hinzu: „Meine und des Generals Ludendorff Person dürfen bei 
Staatsnotwendigkeiten keine Rolle spielen". 
Bevor der Kaiser antwortete, fand zwischen dem Reichskanzler, 
dem er das Schreiben des Generalfeldmarschalls zur Stellungnahme zu¬ 
geleitet hatte, und der Obersten Heeresleitung ein Gedankenaustausch 
statt. Der Kanzler wünschte „Abgrenzung der Verantwortlichkeit" 
beiden Friedensverhandlungen. Der Generalfeldmarschall und General 
Ludendorff erachteten die ihnen hierfür vorgeschlagene Formulierung zwar 
für entbehrlich, denn sie regle Fragen, die gar nicht strittig seien, und die 
moralische Verantwortung vor dem deutschen Volk, der Geschichte und dem 
eigenen Gewissen könne ihnen niemand abnehmen, doch stimmten sie einem 
Schriftsatz des Kanzlers zu, der besagte: Die staatsrechtliche Verant¬ 
wortung für die Friedensverhandlungen, die dabei zu erstrebenden Ziele, die 
anzuwendende Taktik und die Ergebnisse trägt allein der Reichskanzler. Die 
militärischen Dienststellen: Chef des Generalstabes des Feldheeres, Erster 
Generalquartiermeister, Kriegsminister und Chef des Admiralstabes haben 
Recht und Pflicht, beratend hinsichtlich der militärischen Belange mit¬ 
zuwirken. Diese waren dabei so weitherzig ausgelegt, daß alle Gebiete 
der Staats- und Volksführung von ihnen berührt wurden. Forderungen, 
die die militärische Durchführung des gegenwärtigen Krieges beträfen, 
sollten vor anderen bedacht werden. Falls keine Einigung erzielt werde, 
sei die Entscheidung des Kaisers einzuholen. Im übrigen verteidigte der 
Kanzler die bisherige Führung der Verhandlungen in Brest, die insofern 
einen großen Erfolg darstelle, als jetzt nur noch ein Friede mit Rußland 
allein in Frage komme, während man den Westmächten gegenüber von 
allen Fesseln früherer Erklärungen vollständig frei sei. Der Friedensreso¬ 
lution des Reichstages vom 19. Juli 1917 habe die Regierung damals zu¬ 
gestimmt, weil sie „in dem Augenblick, wo sie gefaßt wurde, den tatsäch¬ 
lichen Machtverhältnissen und der politischen Lage zu entsprechen schien". 
Inzwischen hätten die Voraussetzungen sich geändert, und die Regierung 
werde jetzt, „unbekümmert um die Stimmung in weiten Kreisen, die poli¬ 
tisch notwendigen Konsequenzen der neuen Situation ziehen".
	        
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