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Rückblick auf die Oberste Heeresleitung seit Herbst 1916.
für rein militärische Aufgaben auf anderen Gebieten in verstärktem Maße
auszuwirken: Der Landwirtschaft fehlten Arbeitskräfte, daneben Pferde,
Maschinen, Treibstoff, Düngemittel; die Ernten gingen zurück. Die
Ernährungslage blieb trotz der Zufuhren aus Rumänien durchaus un¬
befriedigend; die Verpflegung der Truppe reichte nur gerade noch hin,
die Pferde hungerten. Besonders schwierig aber war die Transportfrage:
Die Eisenbahnen waren in drei Kriegsjahren stark heruntergewirtschaftet,
der Krastwagenverkehr litt unter Mangel an Treibstoffen wie an Gummi.
Trotz dieser auf fast allen Gebieten zunehmenden Erschwernisse, trotz
dauernder feindlicher Angriffe mit entsprechenden Verlusten und ange¬
spanntester Ersatzlage ist es der Obersten Heeresleitung gelungen, das Heer
in allen seinen Teilen im wesentlichen kampffähig zu erhalten und für
besondere Zwecke immer wieder angriffskräftige Verbände und auch hin¬
reichende Munition zur Verfügung zu stellen. Die Ausstattung mit Waffen,
Munition und Gerät wurde verbessert und vermehrt. Rur der Tankwaffe
hat man keine große Aufmerksamkeit geschenkt, zum Teil offenbar, weil ihre
Bedeutung aus Grund der Meldungen von der Front bis zum Tage von
Cambrai unterschätzt wurde. Auch kann es, solange man nur mit Abwehr
und dann mit Frieden rechnete, begreiflich erscheinen, daß bei dem ohnehin
bestehenden Mangel an Rohstoffen wie an Arbeitskräften die Herstellung
einer reinen Angriffswasfe nicht für dringlich gehalten wurde. Dagegen
wurde Deutschland wegweisend in der Verwendung der Unterseeboote
wie der Luftwaffe als Mittel der operativen Offensive, und auf beiden
Gebieten war die Oberste Heeresleitung die entschieden vorwärts treibende
Stelle. Auf dem Gebiete der Propaganda drängte sie, den gewaltigen
Vorsprung vor allem Englands einzuholen, ohne allerdings angesichts der
bei der Reichsregierung bestehenden Widerstände Wesentliches zu erreichen.
Das Heer konnte sich in seinem ununterbrochenen schweren Ringen
noch mehr als bisher durch das Bewußtsein gestärkt fühlen, daß die Schwester¬
waffe zur See nach Kräften mithalf und daß ihm auch sonst, soweit es in
der Macht der militärischen Führung lag, alle nur erdenkliche Erleichterung
geschaffen wurde. Damit ist es gelungen, die Anstürme der großen feind¬
lichen Übermacht im Westen abzuwehren und gleichzeitig Russen wie
Italienern schwere Schläge zu versetzen. Gewiß eine glänzende Leistung,
nicht nur der kämpfenden Truppe, die sich in Abwehr wie Angriff über
jedes Lob erhaben zeigte, sondern auch der obersten Führung, die bei
knappsten Mitteln Großes vollbracht hat.
Das Ziel, das sich die Oberste Heeresleitung für die Kriegführung
des Jahres 1917 zu Lande gesteckt hatte, war vollauf erreicht. Rein äußer-