Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Das Frühjahr 1917. 
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schlug er fehl und konnte nicht verhindern, daß Kriegsminister Kerenski 
zusammen mit den militärischen Führern den Kampfeswillen des russischen 
Heeres so weit wieder ansachte, daß es Anfang Juli gegen österreichisch- 
ungarische Truppen in Ostgalizien beachtliche Angriffserfolge erzielte. In¬ 
zwischen aber war die Lage an der Westfront einigermaßen gesichert. Dort 
bereit gehaltene, wenn auch zahlenmäßig geringe Reserven konnten zum 
Eegenschlage im Osten abgegeben werden. 
Unterdessen hatten sich die Versenkungsergebnisse des uneingeschränkten 
Unterseekrieges seit seinem Beginn fünf Monate hindurch ganz erheblich 
über dem vom Admiralstab veranschlagten Soll gehalten; es nahte der 
Zeitpunkt, für den Admiral von Holtzendorff den Zusammenbruch der eng¬ 
lischen Widerstandskraft mit Bestimmtheit vorausgesagt hatte. Diese Wir¬ 
kung wurde aber gefährdet, wenn die Gesamthaltung der Mittelmächte 
eine Schwäche, ein vorzeitiges Friedensbedürfnis erkennen ließ, das 
den Gegnern neue Hoffnung gab. Daß es im Österreich-Ungarn Kaiser 
Karls in dieser Hinsicht nicht günstig stand, war der Obersten Heeres¬ 
leitung bekannt, ließ sich aber kaum entscheidend ändern. Um so wichtiger 
war, daß Deutschland eine zum Siege fest entschlossene Einheit darstellte. 
Im Streben nach diesem Ziele aber vermißte die Oberste Heeresleitung 
ausreichende Mitarbeit des Reichskanzlers. Im Ringen um diese wurde 
sie immer weiter in das Getriebe der Politik hineingezogen. Sie erreichte 
dabei wohl den Sturz des Kanzlers, fühlte sich aber doch nicht stark genug, 
die Friedensresolution des Reichstages zu verhindern. Unterdessen hatten 
die Friedensbestrebungen Kaiser Karls, das Bekanntwerden der absichtlich 
pessimistisch gehaltenen Denkschrift des Grafen Czernin über die hoffnungs¬ 
lose Lage Österreich-Ungarns und innerpolitische Hergänge in Deutschland 
den Gegnern die Schwäche der Mittelmächte bereits in bedenklicher Weise 
offengelegt. Die Friedensresolution mußte solchen Eindruck bestärken. Ob 
damit im Sommer 1917 die Möglichkeit zu einer auch deutschen Belangen 
entsprechenden Verständigung mit den Gegnern zerstört worden ist, steht 
dahin; ihr Vorhandensein hat sich nicht nachweisen lassen. 
Die Hoffnung der Obersten Heeresleitung blieb auch weiterhin auf 
kriegsentscheidende Wirkung des Unterseekrieges gerichtet. Roch im Ok¬ 
tober schien es ihr, daß die Gegner einzulenken bereit seien; General Luden¬ 
dorff rechnete mit großer Zuversicht darauf, daß der Krieg den Winter 
nicht mehr überdauern werde. Diese Hoffnung wurde enttäuscht. 
Unterdessen hatte die große englische Offensive in Flandern mit schier 
unerschöpflichem Einsatz von Menschen, Gerät und Munition die deutsche 
Landfront seit Monaten aus eine neue, vielleicht die schwerste Probe
	        
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