Erwägungen der Führung.
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bis zum nächsten Frühjahr. Über diese Gedanken unterrichtete General
von Krafft am 20. November den Generalstabsches der Südwestfront, der
sie vermutlich an die österreichisch-ungarische Heeresleitung weitergab.
Tags daraus, am 21. November, drahtete General von Arz an die
Oberste Kriegsleitung, wenn der zwischen Brenta und Piave beabsichtigte
Angriff nicht zum Erfolge führe, so sei er für „Festhalten unserer jetzigen
Stellungen und deren technischen Ausbau"; im übrigen halte er dafür,
daß vom italienischen Kriegsschauplatz einstweilen keine Truppen weg¬
zuziehen wären, da man über die von den Westmächten dorthin entsandten
Kräfte noch nicht klar sehe. Die Oberste Kriegsleitung stimmte zu.
Auch sie wollte, obgleich gerade eben durch den englischen Tankangrifs
bei Cambrai (20. November) an der Westfront ein ernster Rückschlag ein¬
getreten war, vorläufig keine Kräfte aus Italien abziehen; wenn es aber
dort zum Stellungskriege komme, würde „die beste Entlastung dieser
Front durch Verstärkung der Westfront und dortige Offensive" erreicht
werden.
Noch aber hatten sowohl Erzherzog Eugen und die ihm unterstellten
Armeen wie auch Feldmarschall von Conrad den Gedanken an Fort¬
setzung der Offensive nicht aufgegeben. Nach einer Besprechung mit den
Generalstabschess der beiden Isonzo-Armeen gab das Kommando der
Südwestfront am 23. November eine Weisung für die Fortsetzung der
Offensive, bei der es sich darum handele, das italienische Heer „am und
jenseits des Piave erneut zu schlagen, bevor fremde Hilfe sich wirksam
geltend machen kann"; an mehreren Stellen sollte der Flußübergang er¬
zwungen werden. Im Zusammenhang damit befahl ebenfalls am 23. No¬
vember auch General von Be low den Angriff: Im Grappa-Gebiet
sollte die feindliche Front zwischen Mt. Pallone und dem Piave durch¬
brochen, dieser bei Vidor und gegenüber dem Montello überschritten
werden.
An demselben Tage befahl Kaiser Karl, der seit 22. November mit
General von Arz bei der ö.-u. 11.Armee weilte, die vorläufige Ein¬
stellung des dortigen Angriffs. Am 24. hatte er in Polpet (nördlich von
Belluno) eine kurze Aussprache mit General von Below. Der Kaiser sah
die Lage nicht sehr aussichtsreich an. General von Below sprach sich
aber, nachdem er soeben neuen Angriff befohlen hatte, im allgemeinen
recht zuversichtlich aus. Am 25. November meldete in Feltre General
Krauß dem Kaiser, daß er hoffe, vorwärts zu kommen, wenn nur der Gegner
am Piave auch angegriffen und seine Reserven dadurch gefesselt würden.
Nachdem der Kaiser dann am 26. November in Villach auch Erzherzog
Eugen und Generaloberst von Boroevic gehört hatte, wollte er die befoh-
24. bis 26.
November.