6. November.
S. November.
284 Der Krieg an der italienischen Front. Angriff der Mittelmächte.
Nach ergänzenden Besprechungen mit General von Arz, der an diesem Tage
als Begleiter Kaiser Karls nach Üdine kam, sowie mit dem Kommando
der Südwestsront gab er am 6. November, als seine vordersten Truppen
sich im Gebirge bereits Tramonti, in der Ebene der Livenza näherten,
folgenden Armeebefehl: „Es ist damit zu rechnen, daß der Feind seinen
Rückzug noch östlich des Piave-Tales bis1) Belluno und beiderseits Vittorio
zu decken versuchen wird. Die 14. Armee greift daher über die Linie Belluno—
Dittorio—Conegliano—Tezze an und wirft denFeind hinter denPiavezurück.
Diesen Frontalangriff hat die Gruppe Krauß dadurch zu unterstützen, daß
sie mit starken Kräften noch vor der 10. Armee die Linie Longarone—Piave-
Knie nordöstlich Belluno durchstößt und auf dem Westufer in Richtung
Feltre einschwenkt." Hierzu dürfe „nach ausdrücklicher Genehmigung der
Südwestsront" die von dieser festgesetzte Nordgrenze der Armee über¬
schritten werden. Der Gruppe Krauß wurden die Orte Vittorio, Pede-
robba und Bassano als Südgrenze ihres Vorgehens zugewiesen, während
die Südgrenze der Armee über Tezze auf Camisano (östlich von Vicenza)
verlausen sollte.
Unterdessen war die Abgabe der öst. 22. Schützen-Division unter¬
blieben, da aus einem mitgehörten Funkspruch der Angriff einer italie¬
nischen Division von Tolmezzo nach Süden gegen den rechten Flügel der
14. Armee erwartet wurde. Die Armee war neu gegliedert worden?).
Durchführung des Flußüberganges und Vormarsch.
Zunächst galt es noch den Tagliamento zu überwinden.
Die erste Meldung vom gelungenen Übergang der ö.-u. 55. Infanterie-
Division bei Cornino hatte General von Below am frühen Morgen des
3. November erhalten; eine Gebirgsbrigade stehe bereits westlich des
Flusses. Damit schien wenigstens eine Übergangsstelle gewonnen. Bald
daraus kam auch Nachricht, daß es der 12. Infanterie-Division gelungen
sei, bei Pinzano Teile über den Fluh zu bringen. Da das Wetter sich
langsam besserte, begannen die Wassermassen abzufließen. Man durste
hoffen, den Übergang bald auch an anderen Stellen bewerkstelligen zu
können. Zunächst aber fehlte es noch an Drückengerät, das durch das
Gebirge immer noch nicht heran war. Im Laufe des Tages gelang es bei
Cornino, später auch bei Pinzano, Übergänge für Fußtruppen zu schassen.
Da der Gegner sich an beiden Stellen bald völlig zurückhielt, waren wei¬
teres Übergehen und Brückenschlag gesichert. Bis zur Mitternacht zum
!) So im Urtext.
2) S. 287.