Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Die Frage der Offensive aus Tirol. 
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kämen, seitens der Südwestsront diesen unterstellt würden, dem ohne 
weiteres zu entsprechen. Das Gleiche gelte umgekehrt für österreichisch¬ 
ungarische Verbände. Das Südwestfront-Kommando sei gebeten, die alte 
Unterstellung stets so bald als möglich wiederherzustellen. 
Daß auch die Offensive aus Tirol, die der Obersten Heeres¬ 
leitung so wichtig erschien, daß sie dafür am 1. November sechs von der 
Isonzo-Front zunächst nach dem Westen bestimmte schwere Batterien 
(Mörser und 15-cm-Kanonen) zur Verfügung stellte, bei der Besprechung 
am 3. November erörtert worden ist, darf als sicher angenommen werden; 
Aufzeichnungen darüber fehlen. Die deutsche Oberste Heeresleitung hatte 
aber auch in ihrer Eigenschaft als Oberste Kriegsleitung nicht die Macht, 
ihre Ansicht in dieser Frage durchzudrücken, die schließlich immer als eine 
innere Angelegenheit der österreichisch-ungarischen Kriegführung angesehen 
wurde. Nun hatten aber um die Oktober/November-Wende nicht nur 
General Ludendorsf und General von Below, sondern auch Feldmarschall 
von Conrad nochmals auf Durchführung der Offensive aus Tirol ge¬ 
drängt. Dieser nahm an, daß der italienische Rückzug erst am Piave 
zum Stehen komme; dann werde der Stoß aus Tirol entscheidende Be¬ 
deutung haben; für ihn mühten möglichst starke Kräfte verfügbar gemacht 
werden. 
Die österreichisch-ungarische Heeresleitung konnte sich indessen 
nicht entschließen, mehr als die bereits dorthin entsandten zwei Divisionen*) 
dafür abzugeben?). Dagegen hatte sie für geboten gehalten, den Schwer¬ 
punkt der Offensive über den Tagliamerkto nunmehr auf den Südslügel zu 
legen. Die Südwestfront hatte dazu bereits am 2. November Weisung 
erhalten, beim Vorrücken gegen den Piave den Südflügel, „der den kür¬ 
zeren Weg hat", stark zu halten. „An dem möglichst rasch zu erreichenden 
Piave angelangt, wird anzustreben sein, durch kräftigen, raschen Stoß in 
nördlicher und nordwestlicher Richtung dem nördlichen feindlichen Armee¬ 
flügel größtmöglichen Abbruch zu tun." Die Verhältnisse zwangen aber 
vorläufig dazu, das Schwergewicht auf dem Nordflügel zu belassen. Da 
im übrigen der Feind am Tagliamento hielt, beschränkte sich Erzherzog 
Eugen auf folgende am 3. November ausgegebene Weisung an die Heeres¬ 
gruppe Boroevic: „Für den Fall, daß der Übergang eigener Kräfte bei 
*) 6.251, die beiden Divisionen konnten erst am 8. November ganz dort einge¬ 
troffen sein. 
2) Der im öst. amtl. Werk, VI, 6.601 vermutete Grund, man habe die Armeen 
in Venetien nicht schwächen wollen, da mit Abzug der deutschen Kräfte zu rechnen war, 
erscheint nicht überzeugend, da man spätestens seit dem 31. Oktober wußte, daß die deutschen 
Divisionen mindestens bis zum Piave eingesetzt bleiben würden.
	        
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