276
Der Krieg an der italienischen Front. Angriff der Mittelmächte.
Im ganzen hatten General von Below und seine Truppen, deutsche
wie österreichisch-ungarische, eine Leistung vollbracht, die zu den glän¬
zendsten der Kriegsgeschichte gehört.
Dem entsprach das Ergebnis. Insgesamt waren nach einer Zusammen¬
stellung des Kommandos der Südwestfront bis zum 2. November 260000
Gefangene und 2500 Geschütze (davon allein 200000 Gefangene und
1700 Geschütze bei der 14. Armee) als Beute gemeldet. Dazu rechnete
man mit weiterem feindlichen Verlust von rund 40000 Mann, so dah die
italienischen Streitkräste an der Isonzo- und der Karnischen Front, die
man vor Beginn der Schlacht mit 450000 Mann und 3200 Geschützen
angenommen hatte, aus etwa 150000 Mann und 700 Geschütze zusammen¬
geschmolzen sein mochten1). Dem stand aus deutscher und österreichisch¬
ungarischer Seite ein Verlust von etwa 30000 Mann (davon rund 4400
Deutsche) gegenüber.
Es war mit verhältnismäßig geringen Mitteln ein Sieg errungen,
dessen Größe von keiner Seite auch nur im entferntesten vorausgesehen
worden war.
4. Vom Übergang über den Tagliamento bis zur Einstellung
der Offensive,
a) Ziele der weiteren Operationen.
In der Nacht zum 29. Oktober, noch ohne Kenntnis davon, daß sich
die vordersten Teile der 14. Armee bereits dem Tagliamento näherten,
hatte General Ludendorff bei General von Arz nach den weiteren
Operationsabsichten gefragt: „mit Rücksicht aus die Westlage" sei bei Er¬
reichen des Tagliamento mit Zurücknahme von Teilen der deutschen Trup¬
pen zu rechnen. General von Arz verlangte dazu eine Stellungnahme
der Südwestfront unter der Annahme, daß „sukzessive" fünf deutsche
Divisionen weggezogen würden. Erzherzog Eugen antwortete, er wolle
die Offensive auch in diesem Falle über den Tagliamento fortsetzen; da
die 14. Armee am weitesten voraus sei, könne sie jedoch „erst nach For¬
cierung des Flusses" Truppen abgeben. Inzwischen aber hatte auch Gene¬
ral Ludendorfs eine andere Lösung in Aussicht genommen. Wie er am
29. Oktober nachmittags drahtete, legte er größten Wert darauf, von den
deutschen Truppen in Italien möglichst wenig wegzuziehen und die Offen¬
sive dort nicht anzuhalten. Er schlug daher vor, von der Isonzo-Front
statt der deutschen Divisionen sechs bis acht, noch im zweiten Treffen
zurück befindliche österreichisch-ungarische Divisionen abzufahren, um mit
i) S. 508.