Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

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Der Krieg an der italienischen Front. Angriff der Mittelmächte. 
aber hätte die gesamte Front bis zur Hochfläche von Asiago, also nicht nur 
die Karnische Gruppe, sondern auch die ganze 4. Armee zurückgenommen 
werden müssen. Am 2. November gab General Cadorna Befehle zum 
Halten der Tagliamento-Front, bereitete aber gleichzeitig auch alles für 
den vielleicht doch noch notwendig werdenden weiteren Rückzug vor. 
Betrachtungen. 
Die außerordentlichen Schwierigkeiten, vor die sich die deutsche Füh¬ 
rung und Truppe bei Überwindung des straßenarmen Gebirges gestellt 
sahen, waren dem Gegner in weitestem Maße zugute gekommen. Hätte 
General Cadorna seine sehr starken Reserven frühzeitig mit Eisenbahn, 
Kraftwagen und Fußmarsch nordwestwärts verschoben, so hätte er den 
Angriff der zunächst nur mit ganz geringer Artillerie und unzureichender 
Munition ausgestatteten Truppen der 14. Armee an den Gebirgsaus- 
gängen von Gemona bis Cividale vielleicht doch zum Stehen bringen 
können. Auch ein geschlossener Gegenangriff aus dem Raume Cividale— 
üdine nach Norden hätte den Gegner aushalten können. Da aber General 
Cadorna seine Anordnungen für den Rückmarsch traf, ohne der 14. Armee 
ausreichende Kräfte entgegenzuwerfen, machte schließlich das Hochwasser 
des Tagliamento eine Katastrophe unvermeidlich und unterbrach erst, nach¬ 
dem diese eingetreten war, die Verfolgung durch den Gegner. 
Die Beute, die die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen 
am östlichen Tagliamento-Üfer machten, war riesengroß. Sie hätte noch 
größer werden können bei schärferem Vorwärtsdrängen der beiden Isonzo- 
Armeen, vor allem aber bei Durchführung des von General von Hofacker 
für den 30. Oktober schon angesetzten Angriffs von drei deutschen Divisionen 
am Tagliamento entlang nach Süden aus Latisana. Wohl waren diese 
an Artillerie einstweilen sehr schwach, nur die 5. Infanterie-Division hatte 
die ihrige vollzählig zur Hand, die 26. hatte nur vier, die 200. sechs Gebirgs- 
Batterien und alle drei nur sehr wenig Munition. Der Angreifer wäre 
also vielleicht in eine recht schwierige Lage gekommen, denn sein Stoß 
führte in die Flut verzweifelt um ihr Dasein ringender, am Kampfe bisher 
nicht beteiligter italienischer Massen. Die Hergänge bei Codroipo und 
der heute bekannte Zustand der dort und weiter südlich zurückflutenden 
italienischen Truppen lassen aber kaum einen Zweifel, daß zielbewußte 
Fortsetzung des Stoßes nach Süden nicht nur die Beutezahlen noch wesent¬ 
lich gesteigert, sondern — was wichtiger war — auch große Teile der bisher 
wenig erschütterten italienischen 3. Armee zur Auslösung gebracht hätte. 
Jedenfalls hätte der Gegner den Übergang bei Latisana nicht wie ge¬ 
schehen — bis zum 1. November ungestört fortsetzen können.
	        
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