262 Der Krieg an der italienischen Front. Angriff der Mittelmächte.
ZS. Oktober. Italienern drängten die vordersten deutschen Trupps über die Brücken,
die durch ineinandergefahrene Fahrzeuge aller Art nahezu verstopft waren.
Aber kurz bevor sie das andere Ufer erreichten, flogen die Westteile aller
drei Brücken in die Luft und alles, was daraus war, mit ihnen. Da der
Tagliamento noch im Steigen und sein Westuser vom Feinde beseht war,
bestand einstweilen keinerlei Möglichkeit, über die breiten, reißenden
Wasser zu kommen.
Am östlichen Eingang der Brücken vermochten sich die schwachen
deutschen Kräfte nur mit Mühe der von Osten und Süden alsbald ein¬
setzenden italienischen Angriffe zu erwehren, bis die Hauptkräfte der nach¬
folgenden 26. Infanterie-Division unter heftigen Kämpfen Codroipo er¬
reicht hatten. Aber auch diese gerieten angesichts von Osten nachrückender,
immer neuer italienischer Kolonnen in eine schwierige Lage, vermochten
sich jedoch zu behaupten. Sie machten 27000 Gefangene, dabei mehrere
höhere Stäbe; aus der Straße von Ubine stand ein schweres Geschütz
hinter dem anderen. Die 200. Infanterie-Division war weiter nördlich
noch zurück.
Bei der Gruppe Scotti hatte der Kommandeur der 5. Infanterie-
Division, Generalmajor von Wedel, immer noch ohne jede Verbindung
mit seinem Gruppenkommando, den Armeebefehl bereits in den ersten
Morgenstunden unmittelbar erhalten. Selbsttätig hatte er daraufhin die
Führung der drei durch diesen Befehl zum Stoß bestimmten Divisionen
übernommen und sie über die Linie Rivolto—Mortegliano zum Angriff
nach Südwesten angesetzt. Aber schon an der Straße Codroipo—Pal¬
manova kam das Vorgehen der 5. Infanterie-Division zum Stehen. Don
der 117. und der ö.-u. 1. Infanterie-Division traten nur die vorderen
Teile in den Kampf, die rückwärtigen wurden durch die von Osten die
Marschstraßen kreuzende ö.-u. 60. Infanterie-Division der 2. Isonzo-Armee
von ihnen getrennt. Gemeinsam mit Teilen dieser Division wurde nach län¬
gerem Kamps Feind bei Pozzuolo geworfen; der linke Flügel der Gruppe
stand abends bei Mortegliano, das von der ö.-u. 1. Infanterie-Division
in verlustreichem Gefecht genommen worden war.
Unterdessen war bei General von Be low in Cividale schon morgens
um 8° ein Generalstabsoffizier der Gruppe Kaiser der 2. Isonzo-Armee
eingetroffen und hatte um Freimachung der Straßen im Vormarschraum
seiner Gruppe gebeten. Dabei hatte sich die völlig überraschende Tatsache
ergeben, daß die Gruppe Kaiser bereits seit dem 29. Oktober abends bei
Pradamano und südlich stand, die Gruppe Kosak links davon auf gleicher
Höhe; nirgends vor der Front der 2. Isonzo-Armee sei ernster Widerstand oder