Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Maßnahmen des Gegners und Betrachtungen. 
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nachzulassen, wenn auch einige Nachhuten an den Gebirgsausgängen noch 
Widerstand zu leisten suchten. Am 28. Oktober rechnete man bereits mit 
einem Verlust der 2. Armee von 60000 Gefangenen und 500 Geschützen. 
Betrachtungen. 
Der große Erfolg der deutschen 14. Armee einschließlich ihrer öster¬ 
reichisch-ungarischen Verbände war in erster Linie der mustergültigen 
Vorbereitung des Angriffs zu danken gewesen, die ohne Hetze in gründ¬ 
lichster und gewissenhaftester gemeinsamer Arbeit von Führung und 
Truppe hatte durchgeführt werden können. Vorbildliche Tarnungs- und 
Irreleitungsmaßnahmen, daneben die Überlegenheit der deutschen Jagd¬ 
flieger, die die feindliche Lufterkundung fernhielten, hatten erreicht, daß 
die italienische Führung trotz fast täglich eintreffender Überläufer lange im 
Dunkeln blieb. Und doch wäre das große Ergebnis kaum erzielt worden, 
wenn nicht die feindliche Führung in fast allen ihren Schichten von einer 
bedenklichen Sorglosigkeit erfüllt gewesen wäre, die wohl nur aus Mangel 
an Vertrautheit mit den Verhältnissen großer Abwehrkämpfe zu erklären 
ist. Erfahrungen aus diesem Gebiet lagen allerdings in erster Linie aus 
deutscher Seite vor, sehr viel weniger bei den Westmächten und Italien, 
die seit dem Sommer 1916 stets Angreifer gewesen waren. So hat neben 
Munitionsknappheit vor allem wohl Unkenntnis der Gefahr dazu geführt, 
daß man nicht nur den Artillerieaufmarsch der 14. Armee, sondern, ob¬ 
gleich man schließlich Angriffstag und Stunde genau kannte, auch die 
Bereitstellung der Sturmtruppen sich vollziehen ließ ohne den ernsthaften 
Versuch, diese Maßnahmen durch Einsah aller nur irgend verfügbaren 
Munition zu zerschlagen. Ebenso war die rechtzeitige Verschiebung aus¬ 
reichender Reserven versäumt worden, denn die höhere Führung schaute 
wie gebannt immer nur aus die Front südlich des tatsächlich bedrohten 
Abschnittes. So standen schließlich den zwölf Divisionen (ohne Armee¬ 
reserven) mit über 1800 Geschützen der 14. Armee nur elf italienische 
Brigaden mit vielleicht 400—500 Geschützen gegenüber. Endlich hat auch 
die Gunst des Wetters, das manche italienische Verteidigungswerke, vor 
allem in höheren Lagen, blind machte, zur Größe des Angriffserfolges am 
ersten Tage beigetragen. Ausschlaggebend aber war doch die Vorzüglich¬ 
keit der getroffenen Vorbereitungen und Anordnungen sowie die Tapfer¬ 
keit und zweckmäßige Ausbildung der eingesetzten Truppen. Das unent¬ 
wegte Vorwärtsstürmen der deutschen wie österreichisch-ungarischen Ver¬ 
bände, entsprechend den ihnen für die Kampsführung im Gebirge mit¬ 
gegebenen Richtlinien, hat dann rasch den völligen Zusammenbruch der zu 
schwach besetzten und daher zusammenhanglosen italienischen Front herbei-
	        
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