Maßnahmen des Gegners.
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e) Maßnahmen des Gegners^ und Betrachtungen.
Der Angriff der Mittelmächte hatte einen Frontabschnitt getroffen,
der bisher ernstere Kämpfe kaum gesehen hatte. Von den Hergängen des
ersten Kampftages erhielt die italienische Führung erst spät Kenntnis, da
alle Verbindungen durch feindliches Fernfeuer unterbunden waren. Im¬
merhin war bald zu erkennen, daß die Front nördlich von Tolmein auf das
westliche Isonzo-Ufer zurückgeworfen war. Eine Division wurde von
Cividale zur Sperrung des Ratisone-Tales nach Stupizza, zwei wurden
aus der Gegend von Palmanova zur Stützung des Nordflügels und
Sperrung der von Uccea über die Grenze führenden Verbindungen in
die Gegend nördlich von Tarcento in Marsch gesetzt. General Montuori
übernahm den Befehl über den linken Flügel der 2. Armee (IV. und
VII. Korps). Die Truppen auf der Bainsizza-Hochfläche sollten in die
größtenteils hinter dem Isonzo liegende Hauptstellung zurückgenommen
werden. Am 25. Oktober berichtete der inzwischen erkrankte Oberbefehls¬
haber der 2. Armee, General Capello, in üdine persönlich über die von
Stunde zu Stunde sich verschlimmernde Lage. Er hielt weiteren Wider¬
stand am Isonzo sogar bei Einsatz frischer Kräfte für aussichtslos; Aus¬
weichen der Armee hinter den Torre, vielleicht sogar den Tagliamento sei
unvermeidlich. General Cadorna gab, wenn auch schweren Herzens, der
Auffassung seines Armeeführers recht, obgleich sie das Ausweichen auch
der 3. Armee nötig machte. Als aber General Montuori, der wegen
der Erkrankung des Generals Capello an diesem Tage den Befehl über die
gesamte 2. Armee übernahm, es für möglich erklärte, in der Linie Korada—
Mt. Purgessimo bei Cividale—Mt. Maggiore zu halten, griff er gerne zu.
Die für die 3. und 2. Armee bereits ausgefertigten Rückzugsbefehle wurden
angehalten. Immerhin wurde der 3. Armee für alle Fälle befohlen, ihre
schwere Artillerie hinter den Tagliamento zurückzuführen und die Zurück¬
nahme der Front gegen den Isonzo vorzubereiten. Zwei ihrer Divisionen
sollten sich verladebereit halten, zwei weitere wurden von der Tiroler
Front zum Isonzo heranbesohlen.
Nachrichten über das unaufhaltsame Zurückweichen der 2. Armee
durch das Gebirge brachten General Cadorna im Laufe des 26. Oktober
aber doch zu der Überzeugung, daß der Rückzug hinter den Tagliamento,
vielleicht sogar noch weiter, aus die Dauer nicht zu vermeiden sein werde;
er muhte für die bei Görz und südlich dicht gedrängt stehenden Truppen
besonders schwierig werden, da die südlichste benutzbare Marschstraße über
Cervignano—Latisana führte. Über den Tagliamento standen von Latisana
*) Anschluß an S. 227ff.
DI,
'.Oktober.