234 Der Krieg an der italienischen Front. Angriff der Mittelmächte.
r«. otto»«. feindliche Linie auf dem nördlichen Isonzo-Üser zu Fall brachte. Nachdem
auch der rechte Flügel des Alpenkorps südlich des Flusses Raum geschafft
hatte, war der Weg für den Talstotz der 12. Infanterie-Division auf Karfreit
frei. Begünstigt von Nebelschwaden, die die Einwirkung von den Hängen
beiderseits des Tales ausschalteten, überrannte die Division jeden feind¬
lichen Widerstand und erreichte bereits 380 nachmittags Karfreit. Teile,
die den Kolovrat-Rücken erstiegen, hatten bei Luico heftige Gegenstöße
abzuwehren. Bon Karfreit aber drang eine vorderste Abteilung aus der ins
Natisone-Tal führenden Stratze am Abend noch bis zur Reichsgrenze südlich
von Robic vor. 15000 Gefangene, dabei ein Divisions- und zwei Brigade-
stäbe, 100 Geschütze und unübersehbares Kriegsgerät waren die Beute des
von den Unterführern vorderster Linie rücksichtslos vorgetragenen Angriffs.
Das Alpenkorps durchbrach die italienischen Talstellungen im ersten
Anlauf, fand dann aber aus halbem Hange an der im Walde versteckten
und vom Artillerieseuer nicht gefassten II. Stellung ernsten Widerstand,
der nur aus dem rechten Flügel gebrochen werden konnte. Bis zum Abend
war dieser nach einem Anstieg von insgesamt fast 1000 Metern und neuen
Kämpfen von Norden her in die feindliche Schlüsselstellung auf der Höhe
1114 des Kolovrat eingedrungen, während der linke noch zurücklag.
Die Gruppe Berrer hatte zunächst die Ieza, dann den Mt. S. Mar¬
tins (965 m) und Mt. Hum (9'05 m), weiterhin die Höhen über Cividale zum
Ziel; sie sollte nach Bedarf außerdem bei Eroberung des im Angriffsfeld
der Gruppe Stein liegenden Mt. Iuanes mitwirken. Die zunächst allein
in vorderer Linie befindliche 200. Infanterie-Division überrannte ebenso
wie das Alpenkorps die vordersten feindlichen Stellungen und fand bann
beim Ausstieg im Walde noch erheblichen Widerstand. Abends hatte
sie die Ieza (929 m) und den Kamm südlich davon in Besitz. Zwischen der
Ieza und Höhe 1114 (auf dem Kolovrat) jedoch hielt der Feind noch. Die
Division meldete Tausende von Gefangenen und an 100 erbeutete Geschütze.
Die Gruppe Scotti hatte die vor ihr liegenden Höhenstellungen
südlich der Ieza, am Mt. Hum und aus dem Globocak wegzunehmen und
dem rechten Flügel der 2. Isonzo-Armee den Weg über den Isonzo zu
öffnen; weiterhin sollte sie über Castel del Monte südlich an Cividale vorbei
vordringen. Die zunächst allein in der Front stehende ö.-u. 1. Infanterie-
Division, seit Mai 1915 an diesem Abschnitt der Isonzo-Front eingesetzt,
besatz zwar entsprechende Gebirgserfahrung, war aber für die Angriffs-
aufgäbe weder ausgebildet noch ausgerüstet. Trotzdem hatte sie beim
ersten Anlauf vollen Erfolg. Ihre rechte Flügel-Brigade brach nach schwie
rigen Waldkämpsen und Überwindung tiefer Schluchten abends noch m
die II. italienische Stellung ein, die sich von dem Höhenrücken westlich der