Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Räumung des Chemin des Dames. 
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fahrenpunkt blieb künftig die vorspringende Ecke von Anizy; die Heeres¬ 
gruppe schob daher der Gruppe Cräpy die 14. Reserve- und 103. Infan¬ 
terie-Division zu. 
Die folgenden Tage vergingen ohne größere Kampfhandlungen. Der 
Gegner hatte sein Ziel in vollem Umfange erreicht. Er rechnete zwar jetzt 
mit Räumung des Chemin des Dames, drängte aber nicht; denn General 
Pötain, der gerade in diesen Tagen starke Kräfte nach Italien abgeben 
mußte1), wollte vermeiden, daß „der moralische Gewinn der bisherigen, 
völlig gelungenen" Operation gemindert werden könne. Man beschränkte 
sich daher zunächst auf stärkeres Artilleriefeuer und versuchte durch kleinere 
Unternehmungen den Zeitpunkt des deutschen Ausweichens festzustellen. 
Ein neuer Angriff mit stärkeren Kräften wurde vorbereitet, am 2. Ro- 
vember sollte das Artilleriefeuer für ihn einsetzen. Inzwischen aber war 
in der Nacht zu diesem Tage die Bunzelwitz-Bewegung bereits abgeschlossen. 
Dank der sachgemäßen Haltung aller Beteiligten hatte die 7. Armee ihre 
neue Stellung vom Gegner völlig unbemerkt bezogen. Dieser aber hielt 
die unbesetzten Stellungen des Chemin des Dames am Vormittag des 
2. November noch stundenlang unter stärkstem Artilleriefeuer. Den neuen 
Stellungen näherte er sich erst im Laufe des Tages vorsichtig und tastend; 
zu größeren Angriffen gegen sie kam es nicht mehr. 
Betrachtungen. 
Die deutsche Verteidigung war dreifacher Übermacht erlegen, die den 
Angriff mit schier unbeschränktem Munitionseinsah aus umfassender Auf¬ 
stellung vorbereitet hatte. Die Abriegelung durch den vergasten Ailette- 
Grund hatte — ähnlich wie zwei Monate vorher bei Verdun vorwärts 
des Forges-Baches — bereits einige Tage vor dem französischen Infan¬ 
terie-Angriff ein Ausweichen unmöglich gemacht. Aus diesen Verhält¬ 
nissen erklären sich die hohen Verluste an Gefangenen. Die Franzosen 
wollen insgesamt 11500 eingebracht haben, dazu an Beute 200 Geschütze, 
222 Minenwerfer und 700 Maschinengewehre. Der deutsche Gesamt¬ 
verlust betrug gegen 18000 Mann, davon 10000 Vermißte»). Aber auch 
die französischen Verluste, gegen 15000 Mann, waren beträchtlich. 
Die Höhe der Verluste erklärt die ernste Auffassung, die die Hergänge 
bei der deutschen obersten Führung auslösen mußten, nachdem im Mai 
bei Wytschaete und im August vor Verdun») bereits Ähnliches sich ereignet 
') 6. 304. 
2) Der Unterschied gegenüber der von den Franzosen angegebenen Eefangenenzabl 
?at sich nicht klären lassen. 
') 6. 104.
	        
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