Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

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Hsterreich-Angarns Kriegführung im Jahre ISIS. 
ls>7 erhalten, der aber über sein nur noch sehr beschränktes Leistungsvermögen 
Mai lsis. nicht hinwegtäuschen konnte. Dieses war nie so groß gewesen wie das des 
deutschen Heeres und hatte erheblich rascher abgenommen. Allein an 
Kriegsgefangenen hatte das österreichisch-ungarische Heer gegen zwei 
Millionen Mann verloren. Zn zunehmendem Maße machten sich die aus¬ 
einanderstrebenden Belange der verschiedenen Völker der Monarchie gel- 
tend. Dazu kam sozialistische und kommunistische Wühl- und Hetzarbeit, 
die vor allem aus der Revolution in Rußland neue Kraft schöpfte und bei 
der ernsten Ernährungslage leichte und zunehmende Erfolge hatte; denn 
es war tatsächlich so, daß selbst in den Magazinen des Feldheeres Ver- 
pflegung — ganz abgesehen von ihrer Eintönigkeit und Knappheit — oft 
nur für einen einzigen Tag vorrätig war, man also völlig von der Hand in 
den Mund lebte^). Die Ersatzlage war derart, daß an den Kampffronten 
600000 Mann fehlten und daß man selbst die verringerte augenblickliche 
Kopfstärke nur bis etwa August 1918 aufrechterhalten konnte, und auch 
das nur, wenn es nicht zu größeren Kämpfen kam. 
In einer Auskunft, die Graf Ezernin bereits am 3. November 1917, 
also aus dem Höhepunkt des Sieges in Oberitalien, von General von Arz 
erhalten und bei den anschließenden Besprechungen in Berlins General 
Ludendorff übergeben hatte, hieß es über Angriffsfähigkeit undWiderstands- 
kraft des Heeres im Frühjahr 1918: „Selbst unter dem gewaltigen Ein- 
drucke der herrlichen Erfolge der verbündeten Waffen darf man reelle Ein¬ 
schätzung der Kraft und Leistungsfähigkeit der Armee hinsichtlich Weiter- 
sührung des Krieges nicht aus dem Auge verlieren". Es herrsche Mangel 
an gut geschulten Ossizieren und Unteroffizieren, und auch die Mannschaft 
sei „vielfach minderer" geworden. Dabei könnten die normalen Abgänge 
trotz aller Anstrengungen kaum gedeckt werden, größere durch Schlacht- 
Verluste überhaupt nicht. Die Frage: Können wir allein im Frühjahr 1918 
eine Offensive mit Erfolg führen? — müsse er mit: „Rein, allein nicht" 
beantworten, denn die vorhandenen Kräfte genügten knapp, die Front zu 
besetzen; es bleibe absolut nirgends etwas für die Bildung einer Offensiv- 
Gruppe, die doch mindestens fünf bis sechs Divisionen stark sein müsse. 
Mangels ausreichender Reserven würde man auch „großen oder größeren 
feindlichen Offensiven ... kaum standhalten" können. Die österreichisch- 
*) Am 17. Febr. meldete z. B. Feldmarschall von Boroeviü über die Verpflegungs- 
' läge seiner Heeresgruppe an der oberitalienischen Front, sie sei „äußerst kritisch, verträgt 
keinen Aufschub, da Anzeichen bedrohlicher Lockerung der Disziplin und Erschöpfung infolge 
der nun vier Wochen andauernden Hungerperiode vorliegen. Rationelle Einwirkung aller 
Offiziere und aller Kommandanten beginnt zu versagen. Rasche durchgreifende und aus¬ 
giebige Sanierung äußerst dringend" (Österr. amtl. Werk, VII, S. 185). 
2) gm Anschluß an den Kronrat vom Nov. (Bd. XIII, S. 21).
	        
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