Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

348 Die Offensive am Chemin des Dames und gegen Reims. 
Auch der zweite Angrifsstag hatte an der gesamten Einbruchsfront 
gute Ergebnisse gebracht, wenngleich der Raumgewinn nach den gewal¬ 
tigen Anstrengungen des ersten Tages geringer war als an diesem. Nach¬ 
haltigeren Widerstand hatte der Gegner nur den Flügeln des Einbruchs, 
vor allem dem rechten, entgegengesetzt. Der Nachschub hatte keine be¬ 
sonderen Schwierigkeiten gemacht, denn der Munitionsverbrauch war ver- 
hältnismäßig gering geblieben, und die Verpflegung konnte weitgehend 
dem Lande, vor allem erbeuteten Magazinen, entnommen werden. Dabei 
war es allerdings besonders in Braisne und Fismes bei vorübergehendem 
Stillstand des Angriffs sowie bei Pevy zu übermäßigem Alkoholgenuß 
und im Anschluß daran zu Disziplinwidrigkeiten gekommen. Da sie sich 
im wesentlichen auf rückwärtige Teile beschränkten, blieben sie auf das 
Ergebnis der Kämpfe ohne nennenswerte Rückwirkung. 
Der Gegner am 27. und 28. Mai*). 
28 mal ®er deutsche Angriff hatte den Gegner überrascht. Die Gefangenen- 
aussagen des 26. Mai waren für nennenswerte Abwehrvorbereitungen zu 
spät gekommen, und vor allem waren die Größe der Gefahr, Ausdehnung 
und Stärke des deutschen Angriffs unterschätzt worden. Zuführung von 
Verstärkungen hatte General Potain daher zunächst abgelehnt. Bei 
General Duchßne lagen am 27. Mai um 8° morgens, als die deutschen 
Sturmtruppen den Chemin des Dames bereits überschritten hatten, zwar 
ernste Meldungen über die Lage an der Ailette-Front vor, doch glaubte er, 
die Stellungen aus dem Höhenrücken halten zu können. Er schickte starke 
Teile der zur Verteidigung der II. Stellung eingesetzten Divisionen über 
die Aisne vor, vermochte damit jedoch den Zusammenbruch der Abwehr 
nördlich des Flusses nicht mehr aufzuhalten. Die Besatzung der II. Stellung 
aber hatte er, außer in der Richtung auf Soissons, jetzt derart geschwächt, 
daß auch in ihr keine zusammenhängende Front mehr aufgebaut werden 
konnte. Rechtzeitige Anordnungen für Zerstörung der Aisne-Brücken wur- 
den bei der Unklarheit der Lage versäumt. Diese Entwicklung hatte ihren 
Grund teils in der Wucht des deutschen Angriffs, teils aber auch in den 
widerspruchsvollen grundlegenden Anordnungen der französischen 6. Ar- 
mee, die einerseits den Chemin des Dames halten wollte, andererseits 
ihre Reserven mit Verteidigung der weit zurückliegenden II. Stellung be¬ 
auftragte, statt sie als Eingreif-Divisionen zu verwenden, dann aber doch 
Teile von ihnen zum Kampf um den Chemin des Dames nach vorne warf. 
Diese Unklarheit in der feindlichen Kampfführung hat zur Größe des 
deutschen Erfolges am 27. Mai wesentlich beigetragen, 
i) Anschluß an S. 227 f. ~~
	        
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