Volltext: Die unzureichende Kriegsrüstung der Mittelmächte als Hauptursache ihrer Niederlage (Ergänzungsheft 4 1932)

Die unzureichende Kriegsrüstung der Mittelmächte usw. 
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so gut als in Österreich-Ungarn122). Und doch wäre die starke Aus¬ 
stattung mit Artillerie und neuzeitlichen Kampfmitteln der einzige Weg 
gewesen, diese Truppen voll verwendungsfähig zu machen. Denn wie der 
bulgarische General Zekow auf Grund der Erfahrung der beiden Balkan¬ 
kriege dem Mjr. Felix Waagner123) des FKR. Nr. 8 sagte: „Unterstützt 
von einer überlegenen Artillerie kann sich auch eine mindergefestigte 
Infanterie getrauen, eine bessere Infanterie anzugreifen, denn diese ist 
gegen ein überlegenes Artilleriefeuer meist wehrlos." 
Heute gilt dies wohl als Binsenweisheit — vor dem Krieg wohl auch 
bei einem Teil der Artillerieoffiziere. Sonst aber war es ein Verbrechen, 
solche Binsenweisheit auszusprechen — und es hat dem genannten braven 
Offizier auch zumindest keinen Vorteil gebracht, daß er diesen Aus¬ 
spruch des bulgarischen Feldherrn in einem Vortrage in Wien zitierte. 
Allerdings hätten Vorsorgen für eine derart durchaus notwendige 
Ausrüstung und Ausstattung der Landsturmformationen ein schönes Stück 
Geld gekostet. Und da sich dieses Geld nicht in sichtbare Regimenter 
und Batterien umgesetzt hätte, vielfach auch darum, weil es gezeigt 
hätte, daß man den ursprünglich und wehrgesetzlich zu ganz anderen 
Dingen bestimmten Landsturm in der ersten Linie zu verwenden ge¬ 
dachte, wäre es noch viel schwerer zu bekommen gewesen. 
VII. SCHLUSZFOLGERUNGEN 
Man wird wohl einwenden, es wäre unmöglich gewesen, eine Wehr¬ 
reform durchzubringen, die alle angeführten Mängel verbessert hätte. 
Demgegenüber könnte man auf das Beispiel der „Siegerstaaten", vor allem 
auf jenes des kleinen, armen, aber zielbewußte Politik treibenden Serbien 
verweisen. Aber die Geschichte gibt uns ein Beispiel, daß selbst unter 
den allerungünstigsten Verhältnissen, bei festem, zielbewußtem Willen 
noch weit mehr in allerkürzester Zeit geleistet werden konnte: die 
122) In Deutschland in der Regel 2, ausnahmsweise nur 1 Batterie bei einer 
Brigade von 6 Bataillonen, 4, beziehungsweise 7 Batterien bei den LD. 1 (Küstenschutz) 
und 2 (hinter der Front der 5. Armee); die beiden Divisionen waren allerdings 
doppelt so stark als normale Divisionen. Je 4 leichte und mehrere schwere Batterien 
(in Summe 36 Geschütze) pro Division bei den beiden Divisionen des Landwehrkorps 
Woyrsch, 3, ausnahmsweise 6 Batterien zu 4 Geschützen bei den durchaus in zweiter 
Linie stehenden französischen Territorialdivisionen (Landsturmdivisionen). Es ent¬ 
fielen daher in Österreich-Ungarn durchschnittlich 6, in Deutschland 24, in Frankreich 
12 bis 24 Geschütze auf 12 Bataillone, in Serbien ebenso. In Rußland erschienen die 
Reichswehr- (Landsturm-) Di/isionen erst viel später — im Oktober ■— vereinzelt im 
Felde und hatten dann meist 36 Geschütze für 16 Bataillone. 
123) Machte den zweiten Balkankrieg auf eigene Kosten auf türkischer Seite 
{Feldzug von Adrianopel) mit und berührte auf der Rückreise Sofia, wo er von Gen. 
Zekow empfangen wurde. Fiel bei Sabac August 1914 als Divisionskommandant im 
FHbR.9.
	        
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