Volltext: Lemberg 1914

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Die erste Schlacht. 
Je schwerer der Entschluß war, um so größer muß er erscheinen. Die ver¬ 
bliebenen Teile der 3. Armee hätten bei Lemberg ohneweiters eingeschlossen 
werden können, und es war jedenfalls gut, daß man sie dieser Gefahr nicht 
ausgesetzt hat. 
Die Lage der Russen bis zum 2. September. 
(D., S. 246, und L. gr. gu., S. 188—189.) Mehrfach waren schon an die 
3. r. Armee Befehle ergangen, in nordwestlicher Richtung Anschluß an die 
5. r. Armee zu nehmen. Deshalb wurde bis zum 30. Aug. die Verschiebung 
der Korps XXI und XI eingeleitet, jedoch kam der Angriff des Nordflügels 
unserer 3. Armee am 30. Aug. hindernd dazwischen. Bis zum 2. Sept. konn¬ 
ten lediglich zwei russische Kavalleriedivisionen mit kleinen Infanterie- 
detachements die Gegend von Mosty Wielkie überschreiten, und zwar die 
9. KD. Richtung Sokal, die 11. KD. Richtung Beiz. Das Gros des r. XXI. 
Korps war bis dahin über den Raum Mosty Wielkie—Turynka noch nicht 
hinausgekommen. 
Das r. XI. Korps war wieder gegen Lemberg zurückgeschwenkt. Am 
2. Sept. standen r. XI., IX. und X. Korps eng geschlossen in der Linie 
Jaryczów—Dzwinogród, 10. und 3. kauk. KD. am linken Flügel der 
3. r. Armee. 
Entsprechend der geplanten Rechtsverschiebung der 3. r. Armee hätte 
auch die 8. r. Armee nordwestlich Direktion nehmen sollen. Doch hatte man 
es vorgezogen, die Korps VII und VIII in gerader Richtung unseren zurück¬ 
gehenden Truppen folgen zu lassen, während das r. XII. Korps hinter der 
Front des r. VII. Korps gegen Lemberg verschoben wurde. Die Situation der 
8. r. Armee am 2. Sept. ist wie folgt angegeben: VII. Korps Stozki, 
XXIV. Korps Hnilcze, 12. KD. Wolków, komb. KosD. Chodorów, während 
das XII. Korps im Marsche von Strzeliska No we gegen Lemberg in die 
Gegend von Choderkowce gelangte. 
Am 3. Sept, marschierten die Russen in die von uns geräumten Städte 
Lemberg und Halicz ein, und deren Besitznahme rief bei ihnen große Be¬ 
geisterung hervor. Halicz war ehemals ein kleinrussischer Fürstensitz und 
hatte daher für die Russen einen historischen Klang. Für uns hatte diese 
örtlichkeit keine Bedeutung mehr. Unsere Dnjestrbrückenköpfe, von denen 
über Gebühr geredet wurde, hatten nur so lange Wert, als Truppen dahinter 
standen, mit der Absicht, bei Annäherung des Feindes über den Fluß zu 
gehen. Das war aber nach unserem Rückzüge nicht mehr der Fall. Die alt¬ 
artigen Erdschanzen aus den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit 
ihren geringen Landsturmbesatzungen und den wenigen Geschützen ältester 
Systeme hätten ein längeres Haken ganz unmöglich gemacht. 
Die Russen haben die Räumung von Lemberg und Halicz als „militär¬ 
psychologischen Fehler" bezeichnet, doch scheint dies nicht berechtigt. Es hat 
im Gegenteil der Gedanke an die Festhaltung Lembergs in den Operationen 
eher zu stark vorgewaltet, und damit wurde die Aufmerksamkeit von dem 
für die Gesamtlage viel wichtigeren Räume Kamionka Strumilowa—2olkiew
	        
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