Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 5. Heft (5. Heft / 1956)

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Leutnant Franz Langfellner erzählt, wie er sich die Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere erwarb. 
(Die einzige des Regiments.) 
Das Gefecht am Monticanobach am 8. November 1917. 
In der Nacht vom 7. auf den 8. November erstürmte 
das II. Bataillon (Hauptmann Franz Fischer), nachdem 
es auf Pontons die Livenza überschifft hatte, um 10 Uhr 
nachts die feindliche Dammstellnng, etwa 500 Schritte 
nördlich Motta di Livenza, und die Verfolgung des 
flüchtenden Feindes ging weiter. Von Motta ging der 
Marsch während der Nacht in südlicher Richtung nur bis 
zum Monticanobach. Dieser Bach ist etwa 7 bis 8 Meter 
breit und mehr als 2 Meter tief. Die Brücken waren 
gesprengt, wir hatten also ein ganz nettes Hindernis zu 
nehmen. Das II. Bataillon marschierte rechts und links 
von S. di Motta auf. Das I. Bataillon wurde geteilt: 
Die 1. und 2. Kompagnie und das III. Bataillon mar 
schierten zur Brücke von Muneretto, um dort den Über 
gang zu erzwingen. Die 3. und 4. Kompagnie, unter 
Führung des Hauptmanns Balar und ich mit 3 Sturm 
patrouillen marschierten in der Richtung gegen Sala. 
Am halben Weg mußte Leutnant Hahn mit zwei Jnfan- 
teriezügen und zwei Maschinengewehren einen llber- 
gangsversuch der Italiener abwehren. Zum Forcieren 
des Monticanobaches blieben also noch die 3. Kompagnie 
(Oberleutnant von Oschtzadal), ca. 80 Mann, die halbe 
Kompagnie Oberleutnants Klengel, etwa 40 Mann, und 
meine drei Sturmpatrouillen in der Stärke von 30 
Mann, also zusammen gegen 150 Mann. Hauptmann 
Balar wählte selbst den Übergangsort bei einer Schleuse. 
Dort führte auch ein Karrenweg auf den Damm hinauf. 
In der Umgebung wurden alle Leiterwagen und der 
gleichen requiriert, den Damm hinausgeschoben und ins 
Wasser gerollt, um den Bach auszufüllen, so daß man 
dann über die Wagen darüberstürmen konnte. Die Wa 
gen aber versanken oder schwammen davon; so ging es 
also nicht. Zwei Maschinengewehre, unter Kommando 
des Oberleutnants Hans Brunner, die bei der Schleuse 
eingebaut waren, deckten den Übergang. Nach dem Miß 
glücken des ersten Versuches wurde mir befohlen, mit 
den Sturmpatrouillen einen Steg zu bauen. Ich ließ 
also Telegraphenstangen umschneiden und lief dann mit 
ein paar Mann über den Damm. Dann ließ ich mittels 
Seilen die Telegraphenstangen über den Damm ziehen 
und nun versuchten wir die Stangen quer über den Fluß 
zu bringen. Wir machten das so, daß wir die Stangen 
ins Wasser legten, am unteren Teile festhielten und den 
oberen Teil ins Wasser hinausschoben. Leider waren die 
Stangen zu kurz. Nun ließ ich die höchsten Bäume am 
User umlegen und endlich war ein Baum lang genug, 
um die ersehnte Verbindung zu schaffen. Den zweiten 
langen Baum brachten wir schon leichter an. Die Haupt 
sache war getan. Leider hatten wir bei dieser Arbeit 
schon acht Leute durch Verwundung verloren, darunter 
Fähnrich Krauskopf. Gott sei Dank wurde endlich das 
italienische Feuer zum Schweigen gebracht, so daß die 
Arbeit jetzt sehr rasch ging. Ich ließ von den noch vor 
handenen Wagen die Leitern abbrechen und schob sie 
selbst auf den zwei Bäumen immer weiter gegen das 
andere Ufer. Über die Leitern wurden Bretter gelegt 
und der Steg war fertig. Sofort lief ich über den Steg, 
kroch am andern Ufer den Damm empor und warf dort 
eine Handgranate in das Gelände davor. Meine Sturm 
patrouillen waren inzwischen auch über den Steg ge 
kommen. Da die Italiener nicht angriffen, beschloß ich, 
sie anzugreifen. Ich ging mit fünf Mann zunächst in 
entgegengesetzter Richtung des uns beschießenden italie 
nischen Maschinengewehres (mit dem wollte ich später 
abrechnen) und überraschte eine italienische Patrouille, 
welche floh und fing eine andere ab. Mit den Gefan 
genen kehrte ich zurück. Inzwischen war bereits ein Zug 
der 3. Kompagnie (Leutnant Stockhammer) über den 
Bach gegangen und meine Sturmpatrouillen waren 
komplett. Ich nahm mir nun vier Freiwillige und noch 
sechs Mann, die ich bestimmte, und ging mit ihnen in 
den Weingärten vor. (Die Leute hießen: Korporal Hei- 
zinger, Gefreiter Mich! Pichler und die Schützen Josef 
Meixner, Karl Hain, Franz Leitner, Berthold Vogel 
fang, Franz Steinmaier, Jakob Hluschko, Raimund 
Wagner, Josef Dobretsberger. Die ersteren acht erhielten 
später die Große silberne, die zwei Letztgenannten die 
Kleine silberne Tapferkeitsmedaille.) Bald war ich auf 
etwa 70 bis 80 Schritte an das Haus, in dem die italie 
nischen Maschinengewehre standen, herangekommen. Die 
Italiener, etwa 25 Mann, waren eben im Begriffe sich 
zu sammeln und die Maschinengewehre aufzupacken. 
Meine Leute wollten schießen, ich aber wollte mehr 
haben. Ich verbot das Schießen und ließ die Italiener 
marschieren, weil ich dachte, sie würden sich noch mit 
einer Abteilung vereinen und mit 50 bis 60 Italienern
	        
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