Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 5. Heft (5. Heft / 1956)

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Immer wieder der verfl.... Regen. Immer war 
man naß und fror! Alles freute sich schon auf die paar 
Stunden Schlaf in den Baracken. Leider wurde nicht 
viel daraus, denn die Ratten wollten es nicht. Soviel 
Ratten auf einem Fleck hatten wir noch nicht erlebt! 
Wo Menschen sind, gibt es Ratten, sogar im Hochgebirge 
am Krn hatten wir solche, aber so viele auf einmal ging 
über das Ertragbare. Unsere Leute waren zwar oft 
genug über die Gefahr des Hantierens mit feindlichen 
Blindgängern und nicht explodierten Handgranaten be 
lehrt worden, aber ganz Neugierige gab es immer wie 
der, die durch ihren Ungehorsam nicht allein sich, sondern 
auch andere in Gefahr brachten. Oberleutnant Leopold 
Laura wurde schon hier durch eine Handgranate, die ein 
Mann aufgehoben hatte und die dabei explodierte, ver 
wundet. Am weiteren Vormarsch wurden noch mehrere 
Leute auf solche Art verwundet, ja sogar getötet. 
Unser Regimentskommandant Oberst Christophori er 
krankte und mußte in das Hinterland abgehen. Oberst 
leutnant Alfred Hölzl übernahm das Kommando über 
das Schützenregiment Nr. 2. 
Hauptmann Franz Fischer führte ab nun das II. Ba 
taillon und Leutnant Sepp Urban kam als Adjutant 
zum I. Bataillon. 
Das Regiment wurde aus dem Verbände der 17. In 
fanteriedivision entlassen und reihte sich wieder an seinen 
zuständigen Platz in der 44. Schützendivision ein. Außer 
uns warteten noch andere Truppen auf den Übergang 
über den Jsonzo und so verzögerte sich derselbe. 
Eine ganz besondere Leistung vollbrachte auch unser 
Train. Unter seinem Kommandanten Oberleutnant Karl 
Pilz traf er schon zwölf Stunden nach dem Regiment in 
Straussina ein, obwohl er ganz bedeutende Umwege auf 
schlechtesten Straßen zu bewältigen hatte. 
Am 29. Oktober sollte der Steg über die gesprengte 
Brücke bei Sagrado fertig sein und das Regiment war 
für nachmittag zum Übergang dorthin befohlen. Der 
Übergang verzögerte sich immer wieder und das Regi 
ment bezog in Sagrado für wenige Stunden Alarm 
quartiere, um sich vor dem immer wieder einsetzenden 
Regen zu schützen. 
Die drei Maschincngewehrkompagnien sollten unter 
Kommando des Oberleutnants Hans Brunner und der 
Train unter Oberleutnant Karl Pilz dem Regimente 
folgen, sobald die Brücke auch für Pferde und Fuhr 
werke passierbar gemacht worden war. 
Am 30. Oktober um 3 Uhr früh war es dann für die 
Bataillone so weit. Einzeln abgefallen mit zehn Schritt 
Abstand passierte das Regiment den Steg und setzte sei 
nen Gefechtsmarsch sogleich über Biasol nach Romans 
fort, wo die Tete des Regiments bereits um 5 Uhr früh 
anlangte und Quartier nahm. Um 9 Uhr vormittags 
traf auch der letzte Mann dort ein. 
Das Regiment war gut untergebracht und alles freute 
sich, endlich wieder einmal die -verlausten Kavernen und 
Erdlöcher mit Wohnräumen in Häusern vertauschen zu 
können, sich, wie andere Menschen, wieder aufrecht 
gehend bewegen zu können, vielleicht gar in einem Bett 
schlafen zu dürfen. Welche Wonne! Dazu Vorräte au 
allem, was das Herz begehrte. Wir glaubten in das 
Schlaraffenland gekommen zu sein! Wie armselig war 
es dagegen schon bei uns! Hier gab es Reis, Mehl, 
Kakao, Kaffee in großen Mengen und Wein, viel Wein 
und was für einen! 
Für die Maschinengewehrkompagnien und den Train 
war die Ubersetzungsmöglichkeit am 30. Oktober um 
12 Uhr nachts gegeben. In Eilmärschen trachteten diese 
das Regiment einzuholen, was bereits am zweiten Tag 
abends gelang. 
Das Regiment marschierte am 30. um 12 Uhr mittags 
von Romans wieder ab und weiter über Topogliano— 
Ajello nach Joanitz, wo es für die Nacht Quartiere bezog. 
Da der Train noch nicht nachgekommen war, wurde vom 
Lande verpflegt. Hühner, Vieh und Schweine gab es ja 
in den von der Bevölkerung meist verlassenen Häusern 
genug. Auf den Straßen lagen die Spuren oft regel 
loser, in panischem Schrecken erfolgter Flucht. Um 
gestürzte Autos, Geschütze aller Kaliber, leichte Waffen 
und immer wieder Berge von Monturen, wie sie die 
italienischen Soldaten auszogen, um in der Bevölkerung 
unterzutauchen, versperrten die Straßen. 
Am 31. Oktober wurde um 4 Uhr früh von Joanitz 
abmarschiert und gegen 6 Uhr die italienische Reichs 
grenze überschritten. Der Gefechtsmarsch ging heute über 
Privano—Sevegliano — Bagnaria —Fauglis—Castello 
—Corgnollo nach Paradiso, wo das Regiment zu Mittag 
eintraf. 
Die drei Maschinengewehrkompagnien erreichten Pr- 
radiso erst um 10 Uhr abends. Nun war das Regiment 
mit allen seinen Kompagnien vereint und frohe Stim 
mung herrschte bei Mannschaft und Offizieren. Auch das 
Wetter meinte es nun besser mit uns. Hier war alles 
noch grün und vom Herbst nur wenig zu erkennen. 
Gesamtverluste im Oktober: 25 Tote, 115 Verwundete. 
1. November: Gefechtsmarsch über Torsa, wo lange 
Rast war, da andere Truppen vorgelassen werden muß 
ten, weiter über Ariis—Flambruzzo—Sivigliano nach 
Rivignano, welcher Ort um 5 Uhr nachmittags erreicht 
wurde. Sehr schönes Wetter und notwendige Requisi 
tionen an Vieh, Mehl, Wein, Kerzen, Schneider- und 
Schusterzubehör, Pferden, Wagen, Fahrrädern u. a. m. 
Auch schöne Kaufläden gab es hier mit großen Mengen 
ungeahnter Sachen, von welchen das meiste mit Beschei
	        
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