Volltext: Das vorgeschichtliche Hallstatt

Im Endneolithikum finden wir dagegen im Pfahlbauten¬ 
gebiet des Salzkammergutes und in den damit verknüpften 
Landstationen bereits eine hochentwickelte Kultur (vgl. 
Saal XI, Vitr. 20—23 A und P), von der ein schwacher Ab¬ 
glanz auch auf den Iiallstätter Winkel fällt. Wie weit es 
sich hiebei um ständige Besiedlung handelt, ist noch unge¬ 
wiß. Regelrechte Siedlungsplätze (also etwa Wohngruben 
oder Pfahlbauten) sind jedenfalls bisher nicht festgestellt 
worden13), ebensowenig Gräber. Es bleibt eine Anzahl von 
Einzelfunden übrig, Steinbeile, die da und dort im Hall- 
stätter Revier aufgefunden worden sind und wohl eine Be¬ 
gehung, aber eine ständige Bevölkerung noch nicht be¬ 
weisen. Zu einer solchen Begehung, etwa durch die Men¬ 
schen der weiter nordwärts (am Mond-, Atter- und Traun- 
see) blühenden Pfahlbaukultur mag es neben dem Salzvor¬ 
kommen noch mancherlei Anlaß gegeben haben: sei es, 
daß Jäger flüchtiges Wild verfolgten oder daß der Mensch 
der damaligen Zeit, der ein besserer Mineraloge war als 
mancher heutige Stadtmensch und der gewiß stets auf der 
Suche nach geeignetem Steinmaterial für seine Werkzeuge 
war, auf seinen Spürfahrten auch hieher gelangte. Auch ist 
sehr wahrscheinlich, daß längs dem Traundurchbruch über 
Aussee und weiter nach dem Süden durch das Salzatal oder 
über Klachau eine Verkehrslinie bestand, die die Pfahl¬ 
bautengegend mit dem oberen Ennstal verband14). Solche 
Saumpfade für den nachbarschaftlichen Verkehr durchzogen 
unsere Alpen wohl in weit höherem Grade, als die Wissen¬ 
schaft früher anzunehmen geneigt war; eine abermalige 
Zusammenstellung des ganzen, in neuerer Zeit beträchtlich 
angewachsenen Fundmaterials nach der Meereshöhe wäre 
eine reizvolle Arbeit und ergäbe manche überraschende Auf¬ 
schlüsse. Wrir werden (S. 45 f.) auch sehen, daß der Nach¬ 
weis eines wärmeren und vor allem trockeneren Klimas, 
das einst geherrscht haben muß, mit solchen Fundtatsachen 
und Vermutungen gut im Einklang steht. 
Die Steinbeilfunde um Hallstatt sind nun schon ziemlich 
zahlreich. Das Wiener Museum verwahrt ein Stück von der 
Steinbergwand (Saal XI, 84) (Abb. 2 :5) aus dunklem, grau¬ 
grün gesprenkeltem Serpentin; das Linzer Museum besitzt 
schon seit 1835 einen Hammer aus Grünporphyr, der ge¬ 
raume Zeit vorher zwischen dem Siegkogel und dem Stein¬ 
bergkogel „ob der Schlaipfen-FIolzknechtstube" (wohl 
Schlaipfenmoosstube) gefunden worden war und von dem 
Bergmeister Karl Pollhammer, der eigentlich als erster für 
13) Die häufig wiederkehrende Behauptung, daß am Nordende des 
Hallstätter Sees, bei Steeg, ein Pfahlbau festgestellt worden sei, ist 
unrichtig. 
14) Vgl. auch Wéber im Correspondenz-Blatt der Deutschen Gesell¬ 
schaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 36, 1905, 4. 
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