Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in der Neuzeit (6, Die Neuzeit ; Erste Periode / 1927)

Anhang 
und 12) ist ein allgemeines Schema des Aufbaus dieser Organe ent 
worfen, wobei zwei von ihnen, die Landeskonferenz von Wolhynien in 
den Kronlanden und der Weißrussische Tag in Litauen, des näheren cha 
rakterisiert sind. Die seither in die Wege geleiteten Archivforschungen 
haben zu aufschlußreichen Ergebnissen geführt. Viel Neues hat aus den 
Posener Urkunden des XVII. und XVIII. Jahrhunderts Louis Lewin in 
seinen „Neuen Materialien zur Geschichte der Vierländersynode“ (1905 
bis 1906) und namentlich in seiner neuerdings veröffentlichten Mono 
graphie „Die Landessynode der großpolnischen Judenschaft“ (1926) zu 
tage gefördert. 7. Schipper hat die Wirksamkeit der um die Wende des 
XVII. Jahrhunderts im Bezirke von Krakau zusammentretenden Bezirks 
tage einer eingehenderen Untersuchung unterzogen („Die partiellen Ju 
dentage in Polen“, Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des 
Judentums, 1912). Darüber hinaus verfügt Schipper ebenso wie Balaban 
über ein reichhaltiges, die Schlußperiode der Wirksamkeit der Bezirks 
und Landesverbände der Kahale betreffendes Urkundenmaterial, dessen 
Bearbeitung und Veröffentlichung wohl nicht mehr lange auf sich war 
ten lassen wird. Möge die bereits vor einem halben Jahrhundert begon 
nene Erforschung der Entwicklungsgeschichte der jüdischen Autonomie 
in Polen bald durch neue gediegene Werke würdig gekrönt werden. 
Note 4.: Das Geheimnis um Leon Modena (zu § iy) 
Seit der Zeit, da 7. S. Reggio durch sein aufsehenerregendes Buch 
„Bechinath ha’kabbala“ (Görz 1862) zum ersten Male die Aufmerksam 
keit der jüdischen Öffentlichkeit auf die antitalmudische Schrift „Kol 
Ssachal“ gelenkt hat, will der Streit über die Frage, welche Rolle bei der 
Entstehung dieses ketzerischen Werkes und der es begleitenden Entgeg 
nung Leon Modena gespielt haben mochte, kein Ende nehmen. Die Schluß 
folgerung, zu der Reggio selbst auf Grund einer sorgfältigen Analyse 
gelangte, lautete dahin, daß Modena sowohl als Urheber der eindrucks 
vollen Kritik des Talmudismus wie der wenig überzeugenden Antikritik 
zu gelten habe. Einige Jahre später erklärte der reformatorisch einge 
stellte Geschichtsschreiber Abraham Geiger in seiner Untersuchung: „Leon 
da Modena, seine Stellung zur Kabbala, zum Talmud und zum Christen 
tum“ (Breslau i856) diesen für einen verkappten Parteigänger der reli 
giösen Reform und erblickte zugleich einen neuen Anhaltspunkt für die 
von Reggio verfochtene Meinung darin, daß Modena auch in der Apo 
logie „Magen we’zinna“ (1616) die von einem kühnen „Wahrheitssucher“ 
aus Hamburg angeschnittenen Fragen gleichsam nur wider Willen und 
allein auf das Drängen seiner Gemeinde hin beantwortet hat. Auch Graetz 
(„Geschichte“, Band X, 1. Aufl. 1868) weiß sich in bezug auf den 
fraglichen „Kol Ssachal“ mit den Hauptergebnissen der Untersuchungen 
von Reggio und Geiger durchaus einig, nur kon^mt er gerade deswegen 
zu einer ganz anderen Beurteilung der Persönlichkeit des Modena, den
	        
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