Osteuropa und der jüdische Orient
oberung Ägyptens und Yorderasiens durch die osmanischen Türken,
fest in der Hand behielten.
Die Mamelucken gelangten in Ägypten zur Macht und begründeten
dort ihre Dynastie ganz auf dieselbe Weise, wie einstmals die Seld-
schuken im Kalifat von Bagdad. Die Leibgardisten der Ejjubiden-
sultane von Kairo, die zu Kriegern ausgebildeten Sklaven aus Asien
(„Mameluck“ heißt soviel wie „Leibeigener“, „Kaufsklave“) stürzten
diejenigen, die ihrem Schutze anvertraut waren, und brachten Sultane
aus ihrer eigenen Mitte auf den Thron. Die ersten Sultane aus der
neuen Dynastie wendeten von Ägypten die Gefahr der Invasion der
Mongolen ab, deren bereits in Palästina eingebrochene Horden sie ver
trieben, und schufen so um das Jahr 1260 für den Mameluckenthron
von Kairo eine feste Grundlage. Der erste Sultan aus dieser Dynastie,
Bibars (1260—1277), ein „zweiter Saladin“, der die Überreste der
Kreuzfahrer an der palästinensischen Küste bekriegte und gleichzeitig
dem Ansturm der Mongolen von den Euphratufern her erfolg
reichen Widerstand leistete, war von dem Wunsche beseelt, Kairo
zur geistigen Metropole des Islam zu erheben. Zu diesem Zwecke be
rief er aus Bagdad einen Nachkommen der Abbassiden und verlieh
ihm die höchste geistliche Würde im Islam, den Titel eines „Kalifen“.
Die neuen „Kalifen“ glaubten nun zum Ruhme des Islam nichts
Besseres tun zu können, als die Andersgläubigen zu bedrücken. Sie
versuchten den „Omargesetzen“ von neuem Geltung zu verschaffen
und die schmachvollen Sonderzeichen wieder einzuführen, um so die
Zeiten des Bagdader Kalifen Mutawakil und des ägyptischen Kalifen
Hakim gleichsam Wiedererstehen zu lassen. Diese Tendenz kam be
sonders kraß zu Beginn des XIV. Jahrhunderts in der Regierungszeit
des Sultans Al-Nassir zum Ausdruck. Seinen Triumph hatte der ägyp
tische Klerikalismus nicht zuletzt seinen Gesinnungsgenossen aus
Maghreb zu verdanken, dieser alten Brutstätte des Fanatismus, die
nach dem Sturze der Almöhaden in nähere Beziehungen zu Ägypten
getreten war. Über den Verlauf dieser Ereignisse wissen die ägyp
tischen Chronisten folgendes zu berichten 1 ).
Im Jahre i3oi traf in Kairo auf seiner Pilgerfahrt nach Mekka
■t) Die diesbezüglichen Berichte der muselmanischen Chronisten Al-Nuwejrij
und Ibn-Nakkasch stimmen in den Hauptpunkten völlig überein. Der spätere jü
dische Chronist Joseph Sambari gibt die Geschehnisse mit sagenhaften Aus
schmückungen wieder. S. Bibliographie.