Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

§ 2. Der innere Kreuzzug und die Lateransynode 
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gewand aufgenähte Fleck aus einem runden, vier Finger breiten, gel 
ben Stofflappen bestand, in dessen Mitte ein schwarzer Tuchstreifen 
in Form einer Mondsichel angebracht war. Die Nachrichten beziehen 
sich allem Anscheine nach auf die Regierungszeit Ludwigs des Heili 
gen, als die Renegaten ihren Stammesgenossen arg zusetzten. Die 
Päpste Gregor IX. und Innocenz IV. ermahnten die weltlichen Macht 
haber, den Juden das Tragen der Merkzeichen keinesfalls zu erlassen. 
So gab Innocenz IV. im Jahre 1248 seinem Unwillen darüber Aus 
druck, daß die Juden an manchen Orten runde breitrandige Hüte nach 
Art der Priester trügen, so daß die christliche Bevölkerung ihnen irr 
tümlicherweise „ungebührliche Ehrerbietung“ erweise. Um solchen 
Verwechslungen vorzubeugen, verlangte nun der Papst, daß sich die 
Juden „nicht nur von den Klerikern, sondern auch von den Laien“ 
in ihrer Tracht unterscheiden sollten. 
Der Religionskrieg hinterließ im Süden Frankreichs ein trauriges 
Erbe in Gestalt zweier neuer Institutionen: des Dominikanerordens 
und des Tribunals der „heiligen Inquisition“. Einer der Mitstreiter in 
diesem Kriege und Missionar des Katholizismus unter den Ketzern, 
der gestrenge spanische Mönch Dominikus stiftete nämlich im Jahre 
1215, von Innocenz III. unterstützt, einen Orden der „predigenden 
Brüder“. Ursprünglich beschränkte sich der Mönchsorden darauf, den 
Laien die katholische Lehre zu predigen und die Schwankenden auf 
den rechten Weg zu weisen, später gingen indessen die Dominikaner 
von Worten zu Taten über, nahmen regsten Anteil an der Ermittlung 
und Verfolgung der Ketzer und daneben auch der Andersgläubigen. 
In ganz kurzer Zeit gelangte der Dominikanerorden wie auch der 
gleichzeitig gestiftete Orden der Franziskaner oder der „Bettelbrüder“ 
(der „Minoriten“) in Frankreich, Spanien und anderen Ländern zu 
höchstem Ansehen und Einfluß. Viele Klöster, Schulen und sonstige 
öffentliche Institutionen standen unter ihrer Obhut. Den Hauptstütz 
punkt der Dominikaner bildete das Jakobiterkloster in Paris, weshalb 
denn auch die Ordensbrüder im jüdischen Schrifttum nicht, selten 
„Jakobiter“ genannt werden; auch an der Pariser Universität, dieser 
Hauptpflanzstätte katholischer Theologie, faßten sie bald festen Fuß. 
Die Dominikaner waren große Liebhaber religiöser Disputationen, in 
die sie nicht selten auch Juden verwickelten. Zugleich lagen sie stets 
auf der Lauer, um den Ketzern, den Freidenkern, den Judaisierenden 
sowie ihren „Verführern“ aus der Mitte der Juden aufzuspüren. So
	        
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