Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes im Orient (3, Orientalische Periode / 1926)

§ 24. Die Apologeten des Christentums und des Judentums 
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schafft hatte, ist schwer zu entscheiden, doch steht die Mitwirkung 
jüdischen Geistes bei der Abfassung seines Werkes jedenfalls fest. 
Manchmal scheint es, als polemisiere hier ein Jude unmittelbar gegen 
Justin. Zur Widerlegung der christlichen Argumentation, wonach sich 
viele Weissagungen der jüdischen Propheten angeblich auf Christus 
als Messias beziehen, läßt Celsus seinen Juden zu Jesus in folgender 
Weise reden: „Wie willst du denn beweisen, daß diese Voraussagen 
sich gerade auf dich beziehen und nicht auf Tausende von anderen* 
die nach jenen (alten) Propheten zur Welt gekommen sind? Gab 
es doch in der Welt Schwärmer, Phantasten und Betrüger genug, 
deren jeder sich ebenso für einen vom Himmel herabgekommenen 
Sohn Gottes ausgab 1“ Auch die Wunderwerke Jesu seien nichts we 
niger als überzeugend: „Haben sie doch nicht mehr zu bedeuten als 
die Leistungen aller sonstigen Wundertäter, die damit prahlen, daß 
sie noch Gewaltigeres zu vollbringen imstande seien: geben doch auch 
die ägyptischen Taschenspieler für ein paar Groschen ihre Kunst 
stücke auf den Marktplätzen zum besten, indem sie Geister beschwö 
ren, Kranke heilen und die Seelen der Toten herbeizitieren. Sollten 
wir nun darum glauben, daß all diese Leute Gottessöhne sind?“ Mit 
beißender Ironie setzt sich der Jude bei Celsus mit dem Dogma der 
Auferstehung Christi auseinander. „Ist es denn je vorgekommen, daß 
ein wirklich Verstorbener leiblich von den Toten auferstanden wäre? 
Erachtet ihr es als bewiesen, wenn ihr uns erzählt, daß derjenige, der 
sich bei Lebzeiten nicht zu helfen wußte, nach dem Tode auferstan- 
den sei und die Wundenmale, die Spuren des von ihm erlittenen 
Kreuzestodes an seinem Körper, nämlich die durch die Nägel stig 
matisierten Hände, gezeigt habe? Und wer hat denn all dies gesehen? 
Eine geisteskranke Frau, wie ihr ja selbst sagt, oder jemand sonst 
von dieser Gesellschaft von Zauberern, die das ihnen in der Phantasie 
Vorschwebende in der Wirklichkeit zu sehen wähnten . . . Den Tod 
Jesu am Kreuze haben gar viele wahrnehmen können, seine Auferste 
hung aber nur einer. Zuverlässiger wäre es, wenn das Gegenteil ge 
schehen wäre“ 1 ). In solchen Worten tritt der Sarkasmus des Skep 
tikers, irgendeines Voltaire jener Zeit, etwa von der Art des Freundes 
des Celsus, des Schriftstellers Lukian, deutlich zutage; attisches Salz 
würzt hierbei den Rationalismus eines Juden, der sich seiner ganzen 
1 ) Origenes, Contra Celsum, I, 5o, 67, 68; II, 55, 70, 75.
	        
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